Rumänienfahrt Juli 2020

Reisebericht von Daniela Burck und Ingrid Weidig

Anders als sonst, sind wir dieses Mal nicht nach Rumänien geflogen, sondern mit 2 Autos dorthin gefahren.
Nicht nur die Angst vor COVID19 sondern auch endlich die legale die Möglichkeit, unsere Hunde mit Traces und allen Formalitäten aus Ditrău mitzubringen, hat uns dazu bewogen. Daniela hat für ihren privaten Kleintransporter vom Veterinäramt Eschwege die Genehmigung erhalten, damit Hunde aus unserem Tierheim nach Deutschland zu “verbringen”, wie das so schön heisst. Die Massentransporte – egal wie gut und liebevoll sie organisiert sind – sind gerade für unsere doch oft ängstlichen großen Hunde eher ein negatives Erlebnis.

Daniela und Oliver sind schon am Donnerstag, den 16. Juli losgefahren, Lutz und Ingrid am Samstag, den 18. Juli. Um es entspannt angehen zu lassen, haben wir jeweils in Ungarn Zwischenstation gemacht. Es gibt ein neues Stück Autobahn in Rumänien und so sind wir einigermaßen zügig in Ditrău angekommen. Die Fahrt durch die wunderbare Landschaft Rumäniens ist jedesmal toll! So weitläufig, so atemberaubend wunderschön.

Daniela: Im Tierheim haben wir gleich am ersten Abend vorbeigeschaut, um alle Hunde zu begrüßen. Levente natürlich auch, er hat sich sehr gefreut, uns zu sehen. Yari und Connor haben sich ein Loch in den Bauch gefreut, waren völlig aus dem Häuschen. Die neuen Welpen sind zuckersüß und selbst die scheueren Neuzugänge haben sich gezeigt. Mary war vorne am Haus, ihr Zustand war leider richtig schlimm und erschreckend .

Bis Sonntag und Ankunft von Ingrid und Lutz haben wir uns mit Aufräumen, etwas sauber machen und viel Zeit bei den Hunden beschäftigt, Mary verwöhnt und am Sonntag die schwere Entscheidung getroffen, sie am Montag gehen zu lassen. Es bestand keine Chance auf Besserung, sie konnte kaum noch aufstehen und es war ihr anzumerken, dass sie gehen wollte.

Die Pension in fußläufiger Entfernung zum Tierheim ist ein Glücksgriff. Bisher war sie leider jedes Mal ausgebucht, wenn wir in Ditrău waren. Jetzt hatten wir sie für uns alleine durch Corona. Sauber und nett eingerichtet, ruhig und das Frühstück sehr sehr reichhaltig und lecker. Nur den Palinka zum Frühstück, den haben wir abgelehnt! Dazu gastfreundliche liebe Menschen, die uns bewirtet haben. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. 

Montag, 20. Juli 2020

Tierschutzarbeit ist manchmal hart. Man muss Entscheidungen treffen, die weh tun und dennoch richtig sind.
Vor exakt drei Jahren kam Mary als völlig unterernährte und vernachlässigte Kettenhündin mit 2 Welpen im Rahmen eines Kastrationstages im Tierheim an.
Das Leben hatte es bis dato nicht gut gemeint mit ihr. Sie lebte an einer Kette, wurde nur unregelmäßig gefüttert, bekam ihre Welpen an der Kette …. Bis sich eine Nachbarin erbarmte und sie wenigstens kastrieren lassen wollte. Die beiden Welpen sollten abgegeben werden. (Immer noch besser, als sie irgendwo auszusetzen)

Trotzdem war diese große Hündin absolut freundlich zu Menschen und genoss jede Zuwendung. Wir haben sie gleich im Tierheim behalten, damit sie nicht wieder zurück an die Kette musste. Den Besitzern war es sowieso egal. Leider ist uns bewusst, dass nun an ihrer Stelle wohl ein anderer Hund dort gehalten wird.
Schnell konnte Mary sich erholen und kam in einen Zwinger mit freundlichen Artgenossen.

Mary war groß und umwerfend. Sie war immer so nahe es eben ging, bei Menschen.
Doch vor wenigen Wochen erfuhren wir von ihrer Herzkrankheit. Sie hatte eine Myokarditis im schwersten Stadium. Trotz diverser Behandlungen ging es ihr immer schlechter. Der ganze Bauchraum war voller Flüssigkeit und das Herz wurde immer schwächer. Sie musste schwer arbeiten, um überhaupt zu atmen. Alles andere ging schon gar nicht mehr.

Letzte Nacht hat Ingrid lange bei ihr gesessen und sie einfach nur gestreichelt. Ein letztes Mal Verwöhnprogramm. Sie hat es sehr genossen. Heute Mittag dann hat unser Tierarzt Lehel sie erlöst. Wir alle haben sie begleitet und sie hat die letzten Tage im Haus verbracht. Nun hat sie keine Schmerzen mehr.
Mach’s gut Mary. Wir wünschen dir viele streichelnde Hände, wo immer du auch bist!

Während in der Praxis gerade ein Leben zu Ende geht, tobt in den Zwingern das neue Leben!
Das Corona-Virus hatte unsere Planung einer Kastrationsaktion im Frühjahr gründlich zunichte gemacht, das Ergebnis ist deutlich: 2 Hundemütter mit insgesamt 10 Welpen, eine gerade werdende Hundemutter (Milli) und diverse Neuzugänge bevölkern unser Tierheim. Wir waren eigentlich froh, dass wir den Bestand im Tierheim durch Adoptionen und Pflegestellen auf gut 60 Hunde reduzieren konnten . Heute (1.Aug.) sind es wieder 73 Hunde, obwohl doch am 25. Juli einige ausreisen konnten.

Daniela: Da mir bereits am Samstag der Bauch von Neuzugang Millicent sehr merkwürdig vorkam, haben Ingrid und ich gemeinsam mit ihr Lehel in seiner Praxis aufgesucht. Er hat seit kurzem ein Ultraschallgerät, welches wir dann in Aktion gesehen haben. Tja, die Überraschung war nicht wirklich eine…. Das gezeigt Bild war beeindruckend gut, uns schaute auf dem Monitor eindeutig ein Welpe an! Milli war wie vermutet tatsächlich tragend. Etwas sprachlos machten wir uns zurück ins Tierheim. Während der nächsten Tage haben wir überlegt, was wir machen.

Millicent

Montag Mittag erreicht uns dann die freudige Nachricht, dass ein Transport vom Tierschutzshop am frühen Nachmittag 4 Paletten hochwertiges Dosenfutter vorbeibringen würde! Genau passend zu unserer “Welpen- und Neuhundeschwemme”.
Es waren ja nicht nur Josy und Kristina mit ihren Kids zusätzlich zu versorgen, sondern auch noch der abgemagerte alte Carpatinrüde Josef, die werdende Mama Millicent und ihre Tochter Molli, Jungrüde Otis, sowie 2 Angsthasen namens Proud & Pretty. Man hatte sie angeblich davon gejagt, in der Angst vor dem Corona-Virus.

Ganz ganz herzlichen Dank an den Tierschutz-Shop und alle lieben Menschen, die darüber für unsere Hunde in Ditrău immer wieder Futter spenden!

Den weiteren Nachmittag haben wir in den Zwingern bei den Hunden verbracht, mit den Welpen gespielt und schon mal zwei Hunde für die zukünftige Ausreise vorbereitet.
Manchmal gibt es solchen kleinen Wunder: Menschen verlieben sich in einen der ganz lieben alten Hunde und sind bereit ihm noch ein paar wunderschöne Monate oder Jahre zu schenken, wohl wissend, was auf sie zukommen kann. Dieses Mal ist Simon der Glückspilz. Im Februar 2016 konnte er aus einem Horrorshelter in Onesti gerettet werden, ein völlig verwahrloster Hund, mehr tot als lebendig. Wir haben ihn aufgepäppelt, er konnte wieder daran glauben, dass Menschen auch nett sein können. Nun ist es soweit. Ich hole ihn aus seinem Zwinger, schmücke ihn mit einem rosa Sicherheitsgeschirr (andere Farben haben wir nicht) er kommt an der Leine mit mir ans Haus und schaut nicht einmal zurück. Die kommenden Tage bleibt er hier, “philosophiert” über das Leben, lässt fremde Menschen, Hunde Katzen gelassen an sich vorbei gehen, und kassiert die eine oder andere Streicheleinheit. Allmählich lernt er auch, dass es nicht günstig ist aussen vor einer undurchsichtigen Haustüre zu liegen, die von innen nach aussen aufgeht….
So eine tiefe innere Ruhe ist schon beneidenswert. Er weiss, dass jetzt alles gut wird.

Dienstag, 21. Juli

Morgens macht Ingrid Muffin fein, gehe mit ihr spazieren, auch sie wird das Tierheim bald verlassen dürfen. Auch sie schaut nur nach vorne und ist einfach glücklich, bei uns sein zu dürfen.

Jedesmal, wenn wir nach Rumänien fahren, nimmt sich Ingrid vor, wirklich von allen Hunden mal aktuelle Bilder zu machen, und jedesmal kommen tausend Dinge dazwischen. Statt gemütlich zu fotografieren, steht dieses Mal eine große Entwurmungsaktion an.

Immer wieder werden bei unseren Hunden leider garstige Hakenwürmer nachgewiesen, die mit den normalen in Rumänien üblichen Mitteln nicht zu bekämpfen sind. Sie führen zu blutigem Durchfall, abgelöster Darmschleimhaut und schnell zu Blutarmut. Gerade in der letzten Zeit hatten wir mehrere Fälle bei Pflegehunden. Daher haben wir aus Deutschland Milbemycin-Tabletten mitgebracht.

Nun, einem Hund eine Wurmkur zu verabreichen hört sich unspektakulär an, aber einem Hund, der Menschen so gar nicht traut, eine an sich unattraktive Tablette zu verabreichen, ohne dabei gebissen zu werden, ist eine andere Sache. Daniela und Ingrid bewaffnen sich mit leckerstem Dosenfutter, Wurmtabletten und Löffeln. Wir verstecken die Tabletten in Bällchen von Dosenfutter und bemühen wir uns, in jeden Hund ein bis zwei solcher Mogelpackungen hereinzubekommen. Manche nehme sie freudig sanft und vorsichtig aus der Hand, andere beissen dazu ein bisschen in die Finger und bei einigen Hunden stecken wir vorsichtshalber einen präparierten Löffel durch die Gitterstäbe, in der Hoffnung, dass jeder anbeisst. Wir sind überrascht, dass so manches “Großmaul” fürchterliche Angst vor dem Löffel hat! Umgekehrt trauen sich oft die Ängstlichen und nehmen das Futter an. So die kleine Becky, die man seit Jahren nicht anfassen kann. Sie kommt zum Gitter, nimmt mutig das Futterbällchen, und weil’s so schön war, hat sie gleich noch ein paar Löffelchen (ohne Tablette) bekommen.
Nach mehreren Stunden und vielen Dosen Hundefutter haben so gut wie alle Hunde ihre Medizin bekommen. Wieder viel zu wenig Zeit gehabt, schöne Bilder zu machen.

Mittwoch, 22. Juli

Schon ist fast die Hälfte unserer Zeit in Ditrău rum! Und es ist noch so unendlich viel zu tun! Seit langem sind uns die eigentlich provisorischen Zwinger von 2014 ein Dorn im Auge. Sie wurden vor den beiden festen Zwingeranlagen gebaut und sollten nur als Behelf dienen! Doch immer wieder werden sie neu mit Müttern und Welpen belegt. Dabei sind sie klein und dunkel, schlecht zu reinigen, und und immer feucht, da die Sonne dort kaum den Boden trocknen kann; zudem eine Brutstätte für schädliche Keime, und durch die räumliche Nähe zum nachbarlichen Schafstall waren auch immer mal Ratten in den Welpenzwingern unterwegs.

Jetzt stand eigentlich endlich der Abriss an. Doch wieder sind Mütter mit Welpen dort untergebracht. Die neu gebauten schönen Welpenzwinger im vorderen Bereich sind voll mit ehemaligen Welpen, die inzwischen groß sind und eigentlich in den hinteren Bereich umgesiedelt werden müssten.
Platz wäre inzwischen dort genug. Für Amely und ihre riesigen Kinder, wäre ein größerer Zwinger auch angenehmer. Nur ist das kein leichtes Unterfangen, eine Gruppe großer erwachsener eher reservierter Herdenschutzhunde mit einer Gruppe von weiteren 30 Hunden zu vergesellschaften. Daher haben wir gestern Abend Levente dabei geholfen. So wurde vorne ein Zwinger frei, der zu einem Viertel vollgestopft war mit halb verfaulten alten Holzhütten noch aus Gheorgheni. Hygienisch sieht anders aus.

Alle gemeinsam haben wir mit Hammer und Stemmeisen die alten Zwinger zu Feuerholz zerlegt und den Zwinger gründlichst gereinigt und desinfiziert. Eine irgendwie befreiende Aktion!


Anstelle der alten riesigen Hundehäuser haben wir neue kleine Hundehütten aus Kunststoff ( eine Spende durch den Tierschutzshop) auf Podeste gestellt, alles ist gut sauber zu halten, zu desinfizieren und passend für die Welpen und ihre Mama. Dazu haben sie jetzt viel mehr Platz und trockene Pfötchen auch bei Regen. Mal sehen wie lange die kleinen Hütten halten.
Am Abend haben wir die Welpen von Kristina umgesiedelt, sie hatten richtig viel Spaß in ihrer neuen Behausung. Kristina allerdings war skeptisch, sie wollte erstmal nicht da rein. Ob sie Angst davor hatte, oder einfach mal keine Lust auf ihre Kinder?

Für Josy und ihre Kinder muss leider erst noch ein Zwinger frei geräumt werden.

Donnerstag, 23. Juli

Am Donnerstag stand der erste Tag der Kastrationsaktion an, hier waren noch ein paar Vorbereitungen zu treffen. Und wir wollten möglichst viel Zeit mit den Hunden verbringen, was wir auch gemacht haben. Wir haben Welpen bespaßt, die neuen davon überzeugt, dass Menschen doch ganz nett sind (und häufig Futter dabei haben!), Kies für die Ausläufe bestellt, die Heimreise organisiert. EU-Verordnungen sind eine Sache, Rumänien die andere. Und beides galt es unter einen Hut zu bringen.

Pünktlich morgens um viertel vor neun stehen schon die ersten Menschen mit Hunden und Katzen am Tor und warten. Dieses Mal müssen sie draußen bleiben. Rumänien entwickelt sich gerade zu einem Corona-Hotspot, doch zum Glück nicht hier in den Bergen, eher in den großen Städten. Trotzdem beharren wir auf Abstand und Mundschutz. Für heute stehen 20 Hunde und einige Katzen auf dem Programm. Morgen werden schwerpunktmäßig Katzen und einige Hunde dran sein. Auch werden wir wieder etliche Tiere direkt in den umliegenden Dörfern abholen. Dieser Service ist vor allem für Menschen gedacht, die arm, alt oder aus sonstigen Gründen nicht mobil sind, auch brauchen sie manchmal tatkräftige Hilfe beim Einfangen ihrer Hunde..

Am Donnerstag kamen sehr viele Besitzerhunde und Katzen zur Kastra, darunter auch wieder große Kangals der Hirten aus der Nachbarschaft. Extrem gefährliche Hunde, wie ja immer wieder gesagt wird. OK, nicht in Ditro! 135 kg auf drei Hunde verteilt, ein Rüde fast 75cm hoch. Und alle drei waren so schüchtern, dass wir sie mit vereinten Kräften in die Praxis bewegen mussten. Sie liessen sich kraulen und krabbeln, fanden das alles sehr gruselig und waren wirklich umgänglich.

21 Hunde und 7 Miezekatzen wurden heute operiert. Sie haben nun ein ruhigeres und sorgenfreies Leben. Wieder waren wir erstaunt, in welch gutem Zustand die Hunde waren, die von ihren Menschen zu uns gebracht wurden. Gut ernährt, gepflegtes Fell, und überwiegend freundlich zu Menschen. Ganz normale Haushunde, oder artgerecht gehaltene Herdenschutzhunde mit Job. Sogar zwei frisch geschorene Pulis wurden uns gebracht, was hier eher eine Seltenheit ist! Erfreuliches Fazit: Es wird besser!!

Freitag, 24. Juli

Daniela: Freitag ging es weiter. Hier hatten wir mein Blasrohr für die scheueren Hunde aus unserem Shelter im Einsatz. Es hatte sich bereits im letzten Jahr bewährt, die Hunde nicht mit der traumatischen Schlinge zu fangen, sondern vorab per Pfeil zu betäuben. Leider hatte Molli, die Tochter von Milli dazu nichts gehört und gelesen und verweigerte das Schlafen. In ihrem Ketamin-Dusel hat sie sich in meinem Arm verewigt. Naja, es war ja ein guter Arzt vor Ort! Und ihre Zähne waren sauber.

Unsere Pensionswirte trugen einen Kastrawunsch an uns heran. Sie wollten ihren Wachhund kastrieren lassen. So die erste Aussage. Da aggressiv und kaum händelbar, vorab ein Narkotikum per Blasrohr. Über 50kg geballte Muskeln eines Mastiffs bzw. Hundes dieser Art braucht niemand in schlechter Laune. Der Halter berichtete uns, dass der Hund gefährlich sei und bereits mehrfach Menschen incl. seiner selbst gebissen hatte. Der Besitzer kam mit ins Shelter, um zu helfen. Nach und nach traute er sich, uns eine heikle Frage zu stellen. Auf Grund der Gefährlichkeit (der Mastiff brach mehrfach aus seinem Zwinger aus, indem er Baustahl durchbiss) fragte er nach der Möglichkeit des Einschläferns. Da der Hund in der Tat eine Gefahr für alle bedeutete, haben wir nach kurzer Beratung ihm dies ermöglicht.

Dass das für viele Tierschützer ein rotes Tuch ist, weiß ich. Aber hier gehen für mich und uns alle die Menschen vor. Für das Tier ist ein Leben an der Kette im Zwinger eine miese Option, anders war es aber nicht mehr machbar. Der Hund ist in der Familie aufgewachsen, die Aggressivität kam erst viel später. Was auch immer dann in die falsche Richtung gelaufen sein mag, es war nicht reversibel. Mehrere Menschen wurden schädigend gebissen, da ist eine Grenze erreicht. Wer das Gebiss eines solchen Hundes kennt, weiß, was passieren würde, wenn ein Kind gebissen würde. Nein, schön ist die Entscheidung zur Euthanasie nicht. Aber verantwortungsvoll zu sagen, ich will keine weiteren Vorfälle riskieren und diesen letzten Weg zu gehen. Und das respektiere ich voll und ganz. Wir mussten privat eine solche Entscheidung vor fast genau 10 Jahren treffen, es ist fürchterlich, dies zu tun. Ich habe einige Narben von den Beißattacken meines Hundes Finn zurückbehalten, er war “nur” ein Border Collie in normaler Größe und Beißkraft! Wir haben den großen Mastiff auf seiner letzten Reise begleitet, er kann nun frei von Ketten und Zwinger auf der grünen Wiese herumtoben.

Auch heute wurden mit unserem Vereins-Caddy wieder mehrere Tiere aus dem Raum Toplitza abgeholt. Auf einem traumhaft gelegenen Hof in den Bergen leben mehrere Streunerhunde zum Teil mit Welpen und leider auch wieder Kettenhunde. Es tut mir immer wieder weh, das zu sehen. Hoffen wir, dass sie sich nun nach der Kastration frei bewegen dürfen. Die Kastration der Welpen haben wir schon mal für das nächste Frühjahr vorgemerkt. Hoffentlich sind sie dann noch dort, oder wir erfahren, wo sie sich aufhalten. Die Menschen sind kooperativ, obwohl es immer noch in den Köpfen festsitzt, dass eine Hündin mindestens einmal Welpen haben sollte, bevor sie kastriert werden kann.

Agota hatte einen Anruf von einer Dame auch Ciumani erhalten, sie hätte einen Border Collie ähnlichen Hund namens Laika, den sie kastrieren lassen wolle, aber keine Möglichkeit ihn zu uns zu bringen. Und leider könne sie ihn danach auch nicht behalten und bat darum, ihn bis zu einer Vermittlung im Tierheim zu lassen. Levente hatte zugestimmt, das Tier im Tierheim aufzunehmen. Wir sind also nachmittags dorthin gefahren und der vermeintliche Border Collie namens Laika entpuppte sich als recht großer Herdenschutzhund in schwarz-weiss, der auf der Fahrt zum Tierheim mal kurzerhand seine Gitterbox zerlegte. Zum Glück hat unser Post-Caddy ja ein stabiles Trenngitter! Aber abgesehen davon war es ein sehr freundliches nettes Tier und die ältere Dame hat beim Abschied schwer mit den Tränen gekämpft, sie tat mir leid und es kam heraus, dass sie den Hund abgeben musste, weil sie sich das Futter nicht leisten konnte. Laika kam als kleines Welpchen zu ihr und wurde unerwartet groß.
Nun haben wir Dank der Spenden vom Tierschutzshop und unserer vielen Futterpaten wirklich ausreichend gutes Futter und konnten so großzügig beschließen, eine Futterpatenschaft für Laika zu übernehmen.

Übrigens, Laika ist hier ein Name für einen Rüden, wir waren alle von einer Hündin ausgegangen. So hatte ich es auch Lehel gesagt. Wir haben herzlich gelacht, über die Hündin mit den “Bällchen”. Laika wurde kastriert und zusammen mit einem Futtervorrat noch im Halbschlaf wieder zu ihrem glücklichen Frauchen zurückgebracht. Beide haben sich beim Wiedersehen sehr gefreut und Frauchens Dankbarkeit war riesig. Sie wollte uns gar nicht wieder fahren lassen, nur leider hatten wir zu wenig Zeit, denn morgen war ja schon der Tag der Abreise.
Laika hat ein wirklich tolles Zuhause: Freilauf im Haus mit großem Garten, eher eine Seltenheit dort in Rumänien für so einen großen Hund.
Das unterstützen wir gerne, das ist Tierhaltung, wie wir sie uns wünschen!
Wir werden auch weiterhin Futter zu Laika und seinem Frauchen bringen. Sie hat auch noch 2 weitere kleine Hunde.

Auch der heutige Kastrationstag war wieder ein Riesenerfolg, es wurden 10 Hunde und 18 Katzen kastriert.
An beiden Tagen zusammen also 56 Tiere, die sich nun nicht mehr vermehren können, die keine ungewünschten Welpen oder Kitten in die Welt setzen: Wir haben 56 mal x-faches Tierelend verhindert.
Es gab keine Katastrophen, keine geschundenen Wesen dieses Mal, die wir hätten “retten” müssen. Die gebrachten Tiere hatten alle Besitzer, die sich um sie kümmern. Das ist ein fantastisches Ergebnis.

Für diese Kastrationsaktion wurden von Euch und Ihnen wunderbare 1.670 € gespendet.
Die Kastras der Hunde hatten wir mit 35 € berechnet, und die der Katzen mit 25 incl. unserer Spritkosten für den Transportservice.
Bei 31 kastrierten Hunden und 25 kastrierten Katzen sind das 1.710 € .


Vielen herzlichen Dank allen Spenderinnen und Spendern!

Daniela: Bei dem ganzen Trubel und der Arbeit haben wir unsere Abreise vorbereitet. Im Vito sollten 7 Hunde (+x) mitfahren. Da ich uns für den gewerblichen Transport zertifiziert habe und mein Mercedes Vito nun ein zugelassenes Fahrzeug für Langstreckentransporte für Hunde ist, war diesmal Premiere für den Hundetransport nach Deutschland durch uns. Das bedeutet aber auch jede Menge Papierkram. Wäre ja zu einfach, wenn so was unkompliziert gehen könnte. Es hat uns Nerven und Zeit gekostet, bis alles gepasst hat. Jeder kocht sein eigenes Süppchen in Sachen Traces. EU-Verordnung hin oder her.

Damit wir auch wirklich keine Ruhe und Zeit zum Fotografieren finden konnten, kamen am Freitag mehrere große LKW mit Kies. Anfang Dezember 2019 hatten wir auf Facebook eine Spendenaktion gestartet: “Kies für Kies – 1 Tonne für 8 EUR”, denn der Boden ist matschig, wenn es regnet, die Entwässerungskanäle sind ein eklig stinkender Sumpf und darin tummeln sich nicht nur Gelbbauchunken sondern auch unsere Hunde. Gesund ist das nicht. Erst hinderte uns ein zu früher Wintereinbruch daran, das Projekt in Angriff zu nehmen, danach dann Corona. Jetzt war es endlich so weit.
Parallel dazu war den ganzen Tag ein Bagger damit beschäftigt, den Kies ordentlich und ausreichend dick zu verteilen. Die Gräben wurden mit grobem Gestein zugeschüttet. Jetzt sieht es in den Freiläufen richtig schick aus und man kann auch bei Regen ohne Klumpfüße über das Gelände laufen.

Damals im Dezember 2019 wurden 464 € dafür gespendet, gekostet hat diese wirklich gründliche Aktion aber 1.400 €.
Vielleicht mag ja noch jemand helfen?

Samstag, 25. Juli

Daniela: Erleichtert konnten wir am Samstag früh mit 7 Hunden Richtung Deutschland starten. An Bord waren: Yari, Connor (die der Meinung waren, das ist ein Partybus und die Käfigeinlagen zu Konfetti verarbeitet haben), der alte Hundemann Simon, Rosa, Yordi der Flummi, Hoshi und Milli. Eine Geburt im Tierheim bei den jetzigen Zuständen mit den wieder deutlich mehr Hunden und den besetzten Welpenzwingern wäre zu heikel. Milli ist sehr menschenbezogen, lief bereits vor Ort am Geschirr und unser Veterinäramt hat das OK für die Fahrt gegeben.
Die ungarische Grenze hat viel Zeit gekostet, aber sie haben uns passieren lassen. In Ungarn waren wir an die Transitstrecke gebunden, da RO inzwischen wieder Rote Zone ist. Auch durch Österreich mussten wir ohne Stop fahren. Allerdings war die Grenzkontrolle hier beängstigend lasch. Keiner wollte irgendwas von uns wissen, obwohl groß Tierschutz in Rumänien auf dem Auto steht. Wir hätten wer weiß was mitbringen können, wenn wir das gewollt hätten.
So fuhren wir einem grandiosen Sonnenuntergang entgegen und Richtung Simons neuer Heimat. Dort wurden wir herzlichst empfangen und konnten nach leckeren Nachmitternachtsimbiss sogar übernachten. Nach drei Stunden Schlaf und Kaffee bzw. Tee ging es um 6:00 Uhr weiter nach WIZ. Die Hunde waren die ganze Fahrt über brav und ruhig, netterweise hat uns keiner ins Auto gek***
.

Es war wie immer viel zu kurz! Ich wünsche mir drei Monate, um mich vor Ort richtig umschauen zu können, mehr im Shelter zu erledigen und Kontakt zu den Menschen zu halten, die wir neu kennen gelernt haben.
Diese Begegnungen mit Menschen vor Ort machen diese Aufenthalte zu etwas besonderem. Sie räumen mit vielen Klischees auf, zeigen mir, dass unsere Arbeit Früchte trägt und sinnvoll für Mensch und Tier ist.

Auch Lutz und Ingrid sind am Samstag früh Richtung Heimat gestartet mit der von Ingrid adoptierten Muffin gut gesichert auf der Rücksitzbank. Zuerst war sie sehr verunsichert und fand die Kurvenfahrerei durch die Karpaten befremdlich, doch dann hat sie sich in ihr Schicksal ergeben auf dem Rücksitz die Fahrt verschlafen. Sie ist eine fantastisch gelassene Hündin, die uns einfach vertraut hat. Selbst kleine Gassirunden mit ihr waren unterwegs möglich. Am späten Sonntag nachmittag waren wir alle wieder zuhause.

Wieder haben wir einiges geschafft, aber vieles leider auch nicht.
Doch auch im Tierheim hat der Tag nur 24 Stunden, und 5 Tage vergehen wie nichts. Ich weiss es, eines Tages werde ich mal wieder ein oder zwei Monate dort sein, mehr Zeit für die Hunde haben, denn das ist ebenfalls sehr wichtig. So lernen vor allem die Welpen und Junghunde, die ins Tierheim kommen, leider fast nur Levente und das Tierheim kennen, aber sind für ein Leben in unserer Welt nicht vorbereitet, was für viele dann doch sehr schwer zu verstehen ist, wenn sie in eine fremde Welt katapultiert werden
Ehemalige Straßen- oder Besitzerhunde tun sich da im allgemeinen sehr viel leichter mit dem Weltenwechsel.

Doch nebenbei konnten wir immer wieder einige Bilder von unseren wunderbaren Karpatenstreunern machen, die wir euch hier in einer kleinen Galerie zeigen.

Unseren tollen Sponsorinnen und Unterstützern sagen wir herzlichen Dank für die zum Teil schon seit vielen vielen Jahren treue und zuverlässige finanzielle Hilfe, die freundlichen aufmunternden Worte, wenn es mal nicht weiterzugehen scheint, und das Verständnis, wenn auch bei uns nicht immer alles wie geplant läuft, Ohne Euch wäre das alles nicht zu schaffen.

Danke auch an die lieben Menschen “im Hintergrund”, die uns solche Reisen überhaupt erst ermöglichen, unsere PartnerInnen und FreundInnen

DANKE DANKE DANKE

Zum Abschluss ein paar aktuelle Fotos von unseren Karpatenstreunern

Nachtrag:
Heute nacht sind bei Daniela 7 kleine getupfte Karpatenstreunerchen geschlüpft.

Milli hat wunderschöne gesunde Zwerge zur Welt gebracht. Ihr selbst geht es auch gut.