Reisebericht Ditrău 1. – 6. August 2015

Liebe Karpatenstreunerfreundinnen und -freunde
Unser neues Karpatenstreuner-Tierschutzzentrum in Ditrău macht riesige Fortschritte!
Schon für Mitte Oktober ist eine erste kleine Kastrationsaktion mit Unterstützung des Bürgermeisters von Ditrău in Planung! Aber wie überall im Leben sind Fortschritte leider nicht umsonst zu haben. Davon wird dieser kleine Reisebericht erzählen.

“Ein fröhliches Tierheim” mitten in Rumänien? – Absurd? Utopisch? Ich glaube nicht.
Die Basis ist da. Wenn alle noch mal kräftig mithelfen, können wir es schaffen, daraus etwas ganz Besonderes zu machen: nachhaltige Hilfe vor Ort mit einheimischen Mitteln. Eine Kastrationsstation, eine Auffangstation für kranke Hunde und ein Gnadenhof für unvermittelbare Tiere.

Schon bald möchten wir mit dem Bau der ersten winterfesten Zwinger starten. Der Winter kann sehr früh kommen in den Karpaten und bevor der Frost einmal im Boden ist, müssen die Betonarbeiten und die Überdachung fertig sein. Die ersten Kostenvoranschläge habe ich schon eingeholt, um eine ungefähre Ahnung zu haben, was das kosten wird. Genau weiss man es erst hinterher, denn es gibt viele Unwägbarkeiten – wie leider immer und überall. Doch dafür brauchen wir dringend Eure finanzielle Unterstützung.

Hier die Themen dieses Reisebrichts:

Haus und Behandlungsraum | Unsere Hunde im Bereich 1 | Projekt winterfeste Zwinger

Doch als erstes möchte ich euch durch unser neues Tierschutzzentrum führen und zeigen, was wir schon alles mit Eurer Unterstützung geschafft haben. (Um diesen Bericht besser zu verstehen, bitte zuvor die Berichte von März und April lesen.)

Wir haben jetzt einen neuen Zaun zur Straßenfront. Der alte war morsch und wacklig und trotzdem wollte der Vorbesitzer noch viel zu viel Geld dafür haben. Wir hätten diesen Zaun für unsere Zwecke noch wesentlich verstärken und ergänzen müssen, daher haben wir ihm gesagt, er solle seinen alten Zaun abreissen und wir haben einen neuen richtig stabilen Sichtschutzzaun errichtet. Das große Eisentor stammt noch aus Gheorgheni und wird zusätzlich verkleidet. Das macht sich auch in der Nachbarschaft gut, es ist nun mal in diesem Landstrich von Rumänien üblich, seinen Bereich so vom Rest der Welt abzugrenzen.

Diese 70 m Zaun haben 1.424€ gekostet

Wie man sieht, wird hier gerade heftig gebaut, gegraben, renoviert ….
Im Haus, dem zukünftigen Herzstück unseres Zentrums, soll hat sich sehr viel verändert. Ganz besonders im geplanten Behandlungsraum, der auch für Kastrationen und als Kurzzeitquarantäne für unsere Hunde genutzt werden soll.

Die alten maroden und sehr undichten Fenster wurden gegen gebrauchte aber noch neuwertige moderne Thermopane-Fenster ausgetauscht. Ebenso musste die alte und überhaupt nicht einbruchsichere Seiteneingangstür ersetzt werden. Hätten wir hier jetzt gespart, würden wir bald Schwierigkeiten bei der Genehmigung unseres Tierschutzzentrum durch das Veterinäramt bekommen und erneut renovieren müssen. Daher haben wir entschieden, es von Anfang an “richtig” zu machen.

Der Seiteneingang mit der neuen, einbruchsichereren Tür. Die ist jetzt vernünftig abschliessbar und dicht.

Nun der Blick in den neuen Behandlungsraum! Das ehemalige Wohnzimmer ohne Fundament und mit feuchten schimmeligen Wänden ist nicht mehr wieder zu erkennen. Hier entsteht ein sauberer, leicht zu reinigender und sehr funktionaler Raum für Kastrationsaktionen und für die Behandlung und Pflege unserer Hunde.

Wir haben eine Ecke des Raums abgeteilt und eine Nasszelle eingerichtet, mit WC, Spültisch, einer Möglichkeit auch mal Hunde zu baden und kranke Tiere dort unterzubringen. Dieser Raum wurde komplett neu gemauert, verputzt und natürlich gefliest.
In die rechte Ecke kommt der zentrale Heizofen, der auch das restliche Haus mit Warmwasser versorgen wird.

So sah dieser Raum vorher aus:

Die Tür, die Fenster waren undicht, die Wände nass und teilweise schimmelig. Erste Aktion war die Reinigung des alten Verputztes und Behandlung gegen Schimmel mit einem Fungizid. Als das abgetrocknet war, wurde der komplette Holzboden herausgerissen, das Loch nach unten mit entsprechenden Folien abgedichtet, alle zukünftig notwendigen Rohrleitungen für Frisch- und Abwasser wurden verlegt und die ganze Grube mit Kies neu verfüllt. Darauf kamen Baustahlmatten zur Stabilisierung und der Beton wurde gegossen. Unser Praxisraum hatte damit endlich ein Fundament. Auch der kleine Wohnraum im Erdgeschoss wurde auf die selbe Weise “fundamentiert”.

Ausgaben für das Fundament

Zsóka Orosz, die uns auch schon bei den Papieren für den Kauf des Geländes sehr geholfen hat, hat den “Job” übernommen, die Bauarbeiten zu koordinieren. Sie, informiert sich über Preise in Geschäften, Baustoffhandel und Internet, erstellt für uns die Kostenvoranschläge, bespricht die einzelnen Arbeiten ausführlich mit mir und stimmt die Aufträge mit mir ab. Sie ist oft vor Ort, arbeitet mit den Handwerkern zusammen und leitet das Team. Ihr Vorteil ist, dass sie die meisten Menschen in Ditrău kennt, da sie dort aufgewachsen ist. Damit wir auch sehen, was im Einzelnen auf der Baustelle passiert, hat sie alle wichtigen Schritte fotografisch dokumentiert. Für diese durchaus aufwändige und zeitintensive Arbeit haben wir mit ihr einen Werkvertrag abgeschlossen und sie bekommt eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 € monatlich von uns. Das ist nur fair, denn ohne ihre Hilfe wäre es nicht zu schaffen, sie hat die richtigen “Connections” auch zum Bürgermeister und Gemeinderat.

Weitere Arbeiten bis zur Fertigstellung

Nach Abtrocknen des neuen Fundaments konnten die Wände für die Nasszelle gemauert und verputzt werden. Unerwarteter Weise musste der Kamin ebenfalls komplett neu gemauert werden, da er sehr unsicher war, denn beim Bauen des alten Kamins hatte ein Schlaumeier für den Mörtel anstelle von Zement mit Sand den Zement mit Sägemehl angerührt, weil’s billiger war. Sicherheitstechnisch war das sehr bedenklich.

Ausgaben für den Innenausbau

Für unseren Behandlungsraum brauchen wir natürlich auch WASSER, eins unserer großen Probleme…
Ende April hatte ich eine Aktion BRUNNENBAU gestartet. Ursprünglich sollte ein komplett neuer Brunnen (incl. Abwasseranlage) errichtet werden, für über 5.000 €. 60 Menschen haben sich beteiligt und stolze 3.653,50 € dafür gespendet!
Doch der Brunnenbau hätte noch endlos lange gedauert, denn wir haben erst später erfahren, dass die Genehmigungen dafür weitaus komplizierter und langwieriger sind als gedacht. Also haben wir einen anderen Spezialisten vor Ort befragt, ob nicht der Brunnen auf dem (ungenutzten) Nachbargrundstück, vom dem aus auch früher das Wasser ins Haus kam, zu reaktivieren sei. Dabei stellte es sich heraus, dass das durchaus möglich ist, und sogar mit weitaus geringerem Aufwand als ein Neubau. Eine erste Laboruntersuchung hat ergeben, dass das Wasser durchaus Trinkwasserqualität hat. Wir werden noch eine weitere aufwändigere Untersuchung in Auftrag geben.
Die Gesamtkosten der Reinigung, Instandsetzung und evtl. Vertiefung belaufen sich auf circa 2.000 €. Die Kosten für die Laboruntersuchung fehlen noch. Ich hatte vorab am 10.7. auf das Konto von GATE 2030 € überwiesen, derzeitige Kosten sind 2041 €.

Aus diesem Grund sieht es rund ums Haus und im Garten sehr durchfurcht und umgegraben aus.
Alle Rohre zwischen Brunnen und Haus und vom Haus zum Abwassertank sind inzwischen verlegt und angeschlossen. Das war selbst für den Bagger eine sehr harte und langwierige Arbeit, denn der Untergrund ist extrem felsig, hier in den Karpaten.

Hier wird gerade eine tiefe Rinne zum Verlegen der Wasserleitung gegraben. Im Hintergrund sieht man den Brunnen. Mit dem Nachbar wurde ein Vertrag abgeschlossen, der die Wassernutzung und den Zugang zum Brunnen regelt. Er war eigentlich froh, dass wir den Brunnen wieder nutzen, denn je weniger so eine Anlage gepflegt wird, desto eher vergammelt sie.

Ein Blick in den Brunnen. Nach einer ersten Reinigung stellte sich heraus, dass er noch in recht gutem Zustand ist und sogar eine intakte Pumpe hat, die auf jeden Fall fürs erste ausreicht, das Wasser bis ins Erdgeschoss unseres Hauses zu transportieren. Von dort sorgt dann eine zweite Pumpe für die entsprechende Weiterleitung. So die Theorie, ich hoffe, die Praxis wird das bestätigen.

Wer Wasser nutzt, muss es auch wieder entsorgen. Und das wollten wir nicht so machen, wie es hier leider noch vielerorts üblich ist: Man leitet es einfach in eine Grube und von dort versickert es “irgendwohin”.
Wenn man schon alles neu macht, dann auch richtig und den zukünftigen Bestimmungen des Umweltamtes (das gibt es auch in Rumänien) entsprechend. Wir haben einen 2.000 liter Tank gekauft (s. Abrechnung oben), der aus 2 Kammern besteht und eine sog. biologische Kleinkläranlage darstellt. Alle Anschlüsse funktionieren inzwischen. Allerdings ist noch kein Bad benutzbar.

Das Wasser muss von aussen auch nach innen gebracht werden. Als das dafür benötigte Loch gegraben wurde, kam eine ganz besondere Überraschung zutage:
Unser Haus steht auf einem kleinen unterirdischen See! Als der Bagger dort gegraben hat, floss das Wasser in einem kleinen Bach ab, obwohl es in den Tagen davor nicht stark geregnet hatte! Es floss heraus, fast so als hätten wir eine Quelle unter dem Haus. Ich habe das Video davon gesehen.

Dazu kommt, dass das Haus zum Erdboden hin nicht isoliert ist. Weder durch ein geschlossenes Fundament (das war uns bekannt) noch in irgendeiner anderen Weise! Es steht einfach auf dem Boden, und das Wasser zieht sich an den Wänden nach oben. Als Folge davon ist die völlig unisolierte Holzkonstruktion unten angefault und teilweise verrottet. Das kann man gut auf den beiden unteren Bildern erkennen. Diese Instandsetzung ist ein Kostenfaktor, den wir nirgendwo mit eingerechnet haben: Meter für Meter, wird das alte verrottete Holz durch neues ersetzt und das Haus durch zusätzliche Balken gestützt. Dazu kommt eine Isolierschicht und im Anschluss daran ein gegossenes Fundament, wie auch schon in den anderen Räumen des Erdgeschosses.

Jetzt erklären sich auch die Schimmelbildung an einigen Wänden und die durchgefaulten Bodenbretter im unteren Wohnbereich. Ebenso die lockeren Fliesen im Bad.

Rund um das ganze Haus werden zukünftig Drainagerohre verlegt um das Wasser aufzunehmen und vom Gebäude weg in eine Regenwassergrube umleiten. Das sind auch noch einmal 950 Euro. Das ist ein völlig unerwarteter Kostenfaktor, der uns das Leben schwer macht.

Wasserzu- und Ableitung zum Haus, und das ehemalige Bad.

Kosten für die Renovierung bzw. den Neuaufbau der verfaulten Wände

An mehreren Tagen war der Bagger 6 – 8 Stunden im Dauereinsatz: Graben, Erde wegräumen, umschichten und hinterher wieder den Erdboden glätten. Es war spannend, dabei zu sein und zu erleben, wie sich unser Tierschutzzentrum langsam aber sicher entwickelt.

Mit Árpad Bogancs, dem Chef der Baufirma, dem Baggerführer und Zsóka.

Wasser ist eins der Hauptthemen auf unserem Gelände. Es ist oft übermäßig vorhanden.
Daher müssen überall Entwässerungsgräben ausgebaggert werden. Die entwickeln sich dann je nach Witterungslage zu mehr oder weniger großen Bächen, die zu überwinden sind. Als Mensch oder Hund kein großes Thema, aber für ein Fahrzeug sind die unüberwindbar.

Und weil der Bagger sowieso gerade da war, haben wir mit seiner Hilfe kurzerhand eine Minibrücke gebaut aus 4 Betonröhren, rundum mit Erde zugeschüttet werden. Das Wasser des Regenwassergrabens fliesst dann ungehindert ab. Die Brücke ist kräftig genug, dass auch ein Bagger darüberfahren kann. Dieser Entwässerungsgraben trennt den Hausbereich von den Zwingerbereichen. Da wird es in Zukunft notwendig sein, dass auch ein Auto oder LKW dorthin gelangen kann. Die 4 Röhren kosteten 440 RON. ca. 100 €
Ein weiter Graben bekommt auch bald eine solche befahrbare Brücke, die Röhren sind schon gekauft, ebenfalls 100 €.

Die Röhren kommen in ein Kiesbett und werden ringsum mit Erde bedeckt.

Es folgt jetzt ein kleiner Rundgang durch den noch provisorischen Zwingerbereich.
Detaillierte Informationen zu den Hunden finden sich auf den Patenschaftsseiten.

Am Eingang werde ich erwartet. Es macht mich glücklich zu sehen, dass fast alle Hunde im Freilauf sind.
Betreten kann ich den Bereich allerdings erst, wenn Levente die drei Wachhunde, die “Rotties” eingesperrt hat. Alle anderen freuen sich über Besuch.

Tagsüber sind die Zwingertüren geöffnet, nachts werden die Hunde nach Gruppen sortiert natürlich eingesperrt. Nur die ganz kleinen Welpen dürfen nicht frei herum laufen, das wäre zu gefährlich.

Wir haben derzeit 19 erwachsene Hunde auf unserem Gelände und 12 Welpen. 2 erwachsene Hunde und 2 Welpen sind auf Pflegestelle in Gheorgheni bei Agota. 7 erwachsene Hunde sind noch im Pensionstierheim in der Nähe von Sibiu. Wir versorgen also derzeit 42 Hunde.

Überblick über die derzeitige provisorische Zwingeranlage im Bereich 1.
Weiter hinten, ein wenig die Hügel hinauf sind die endgültigen Zwinger ( 2. Bereich) geplant, teilweise mit Betonboden und überdacht. Baupläne sind vorhanden. Dafür brauchen wir dann auch eine offizielle Baugenehmigung, denn sobald etwas auf einem Betonfundament steht und zudem überdacht ist, muss es genehmigt werden.

Dieser Bereich 1 könnte später einmal zu einer kleinen Quarantänestation für Neuankömmlinge oder für Hundemütter mit Welpen umgebaut werden, auch mit Fundament und Überdachungen.

Paca und Joschi
Niello
Sorti
Elisa mit Emily, Henry und Buddy
Emily
Zsóka, Cinnamon und ihre Babies, die Anfang Juli im Tierheim geboren wurden. Wenige Tage zuvor konnte die Hundemama von der Straße eingefangen werden. Jetzt wird sie gut versorgt.
Bandi
Paca und Thore
Yoda mit Tamu und Paca
Tamy, Tiny und Sassy
Sassy und Tamu ganz hinten im Freilauf, hinter dem Zaun blickt man auf den 2. Bereich…
…der jetzt noch eine wunderschön blühende Wiese ist.

Blick vom Hügel in Richtung Haus und Pension Erdös. In dieser Pension habe ich 5 Nächte geschlafen – oder den ganz spezifischen Nachtgeräuschen Rumäniens gelauscht:
Alles ist still, wir sind eigentlich so weit vom Ort entfernt, dass man keine Straßengeräusche mehr hört.

Irgendwo bellt ein Hund. Warum auch immer. In diesem weitflächigen hügeligen Land kann sich der Schall wunderbar ausbreiten. Ein zweiter Hund stimmt ein, ein dritter …. Das ist ganz normal und es kümmert niemanden, man ist daran gewohnt.

Aber spätestens wenn Hund Nummer vier mitmacht, sind unsere Hunde im Tierheim auch hellwach und bilden einen unüberhörbaren Chor. Und jetzt regen sich die wenigen Nachbarn auf, obwohl natürlich auch die Hunde vom Sägewerk nebenan kräftig mitbellen. Nach ein paar Tagen konnte ich sie schon durchaus voneinander unterscheiden.

Blick auf Ditrău von der Pension aus.

Morgens um 7 kommen die Arbeiter ins Sägewerk, unsere Hunde bellen, denn einige besonders schlaue Arbeiter gucken allmorgendlich über den Zaun und rufen den Hunden zu, sie sollen ruhig sein. Somit haben wir ein Problem. Erstaunlicher Weise sind sie ruhig, wenn Levente einmal pfeift. Aber Levente kann derzeit noch nicht im Haus wohnen, weil es ja noch reichlich unfertig ist. Erste Beschwerden sind wohl auch schon beim Bürgermeister eingegangen, der jedoch versichert hat, dass er uns keinen Ärger machen wird, doch wir müssen unbedingt über Schallschutzmassnahmen beim Bau der Zwinger nachdenken.
Es wird sicherlich auch in dem Moment besser, sobald das Haus ständig bewohnt ist und die Hunde beaufsichtigt sind.
Zusätzlich denken wir derzeit über Schallschutzmöglichkeiten beim Zwingerbau nach, oder wie wir den Schall so lenken können, dass er nicht so direkt bei den Nachbarn ankommt. Auch wenn unsere Hunde nicht mal die lautesten sind, wir sind die “Fremden” und ein Tierheim ist immer suspekt. Ich hoffe, dass unsere erste Kastrationsaktion im Oktober für mehr Akzeptanz sorgen wird.