Unsere Karpatenstreuner haben ein neues Zuhause!
Am Dienstag, den 10. März konnten wir endlich beim Notar den Vertrag abschließen. Der Weg dahin war lang und voller bürokratischer Stolpersteine, aber wir haben sie alle überwunden.
Das Gespräch mit dem Bürgermeister des Ortes war überraschend positiv!
Es war schon ziemlich lange her, dass wir das letzte Mal in Gheorgheni gewesen sind. Die Reise vom 29. Juli. – 5. August 2014 endete sehr frustrierend, da es uns nicht gelungen war, einen geeigneten Ort für unsere Hunde zu finden. Das lag vor allem daran, dass sich die Bürgermeister der umliegenden Orte oder deren Gemeinderäte aus den unterschiedlichsten Gründen dagegen aussprachen. Man wollte kein Tierheim und in den Dörfern “gibt es keine Straßenhunde”. Leider wissen wir, dass es dort üblich ist, Streuner umgehend zu töten.
Als wir es kaum noch erwartet hatten, ergab sich Ende September 2014 in einer kleinen Gemeinde, 25 km von Gheorgheni entfernt, doch noch die Möglichkeit, zu einem akzeptablen Preis ein Grundstück mit Haus zu erwerben. Genial! Es sah alles so einfach aus! Zu einfach, wie sich schnell zeigen sollte.
Am Montag, den 20. Oktober, standen wir schon in den Startlöchern, hatten die Flüge für Dienstag gebucht und einen Termin beim Notar für Mittwoch gemacht, als Agota einen Notruf sendete: “now the whole world around me is in ruins ….”
Wieder einmal standen wir vor fast unüberwindbaren rechtlichen und bürokratischen Problemen im Zusammenhang mit dem Landkauf, die sich erst durch die Vorbereitungsbesuche Agotas beim Notar herauskristallisierten:
Rumänien ist auch 24 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Ceaușescu-Diktatur immer noch ein Land im Umbruch. Landbesitz ist nicht wie bei uns über Jahrhunderte dokumentiert. Im Kommunismus hatet es viele Enteignungen gegeben, anschließend gingen Grundstücke wieder in Privatbesitz, aber nicht jedes Grundstück wurde ordnungsgemäß bei einem Katasteramt eingetragen. Mancher ehemalige Besitzer ist verstorben, die Erben leben längst nicht mehr in Rumänien …
Mindestens bei drei Grundstücken, die wir in der engeren Auswahl hatten, wäre ein rechtmäßiger Kauf daher nicht möglich gewesen. In unserem Fall lag das Problem noch ein wenig anders:
Das ältere Ehepaar, das uns das Land verkaufen wollte, ist moldawischer Abstammung (jetzt Republik Moldova). Sie haben zwar einige Zeit in Rumänien gelebt, und vor zwei Jahren auch die rumänische Staatsbürgerschaft beantragt, aber bis dato noch nicht erhalten. Als sie vor ca. 20 Jahren das Land gekauft hatten, waren sie also Ausländer und der Vertrag mit der Vorbesitzerin hätte gar nicht gemacht werden dürfen! Sie waren – das wussten sie aber auch nicht – gar nicht die rechtmäßigen Besitzer und durften es daher auch nicht verkaufen!
Inzwischen sind sie nach Moldawien zurückgezogen. Der Notar, der damals den Kaufvertrag gemacht hat, hat das illegal gemacht, und unsere Verkäufer in ihrer Unwissenheit “über den Tisch gezogen”. Als sie das jetzt erfuhren, waren sie derart frustriert, dass sie keinen Ausweg mehr sahen und wieder unverrichteter Dinge nach Hause fahren wollten. Doch Agota konnte sie gemeinsam mit dem Notar überzeugen, weiterhin die rumänische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Normalerweise dauert das drei Jahre. Zwei davon sind um, und das dritte kann durch ein Eilverfahren stark abgekürzt werden.
Nach vielen Telefonaten zwischen Deutschland und Rumänien wurde beim Notar ein Vorvertrag – ein sog. gegenseitiges Kaufversprechen – mit den Verkäufern abgeschlossen und sie mit 1.500 € als Anzahlung „geködert“. Unsere Reise nach Rumänien fand nicht statt, wir hätten dort nicht helfen können und für Donnerstag war ja schon der Rückflug geplant.
Von Ende Oktober bis jetzt tauchten fast wöchentlich weitere Kaufhindernisse auf.
Das Haus war vor rund 17 Jahren ohne Baugenehmigung “einfach so” auf dem Grundstück errichtet worden. Rein rechtlich war es jetzt also nicht vorhanden. Das ist durchaus üblich. Auch wusste niemand genau wo die Grenze der Immobilie verlief. Es mussten also erst einmal Landvermessungen und Zeichungen erstellt werden … das dauerte … und hat auch einiges Geld gekostet, mit dem wir nicht gerechnet hatten.
Dank Zsóka Orozs, einer sehr engagierten Tierschützerin, die ich auch schon aus Gheorgheni kenne, konnten all diese und viele andere bürokratische Hindernisse dann zwischen November und Ende Februar Stück für Stück ganz legal beseitigt werden. Zsóka lebt in Ditrau, hat sich seit 2009 ein gutes Verhältnis zum Bürgermeister erarbeitet, und konnte ihn in vielen Verhandlungen davon überzeugen, dass Kastrationen von Straßenhunden weit sinnvoller und nachhaltiger sind, als die streunenden Hunde zu töten. Sie hat viele Hunde in der Umgebung vermittelt und einzelne unvermittelbare Tiere (Kalli, Kong, Kodi etc.) im Tierheim Gheorgheni untergebracht. Ihre Hilfe ist jetzt von unschätzbarem Wert für unser Projekt!
Unser erster Besuch auf unserem Grundstück in Ditrău (gesprochen: Ditró mit Betonungauf der zweiten Silbe)
Unser Gelände liegt im Gewerbegebiet, direkt neben einem Sägewerk bzw. einer Holz verarbeitenden Fabrik. Ist nicht gerade leise, aber dann kann sich auch niemand über das Gebell der Hunde beklagen.