Ausführlicher Reisebericht vom 6. – 11. März 2015 mit vielen Fotos

Hausbesichtigung

Grundrissskizzen von Unter- und Obergeschoss

Die Feuchtigkeit im Haus ist unsere größte Sorge, speziell im Bereich des zukünftigen Behandlungsraumes, der ja einer der wichtigsten Räume unseres Projekts werden soll. Der Holzfussboden muss komplett enfernt werden. Ein Fundament aus Kies und Beton muss angelegt werden und darauf sollen dann leicht zu reinigende und zu desinfizierende Fliesen verlegt werden. Was da im Einzelnen notwendig wird, weiss ich noch nicht. Da fehlen uns einfach die notwendigen Fachkenntnisse. Eventuell muss auch das ganze Haus von aussen mit einem “Graben” umzogen werden, um die Hauswand vom Erdreich zu isolieren. 
Wir hoffen, dass der Schimmel an den Wänden im trockenen Sommer und mit Hilfe von Lüftung und Heizung dann auch abstirbt und wir die Wände bis auf etwa 1.80 m verfliesen bzw. weiter oben überstreichen können. 
Zudem sollen in einer Ecke zwei Wände eingezogen werden, um eine Nasszelle mit Toilette, eine Dusche, Waschbecken und einer Waschmaschine dort zu installieren. 
Hier werden wir viel Hilfe in Form von Rat und Tat benötigen!

 

 

Aufgang ins Obergeschoss

Von der Besichtigung zum Kauf

Wenige Tage vor unserer Abreise nach Rumänien war übrigens ein neues Problem aufgetaucht:
Herr Costas, unser Verkäufer aus Moldawien, hatte zwar inzwischen seine rumänische Staatsbürgerschaft, jedoch noch keine Steuernummer! Und wer keine Steuernummer hat, darf auch nichts verkaufen, denn der rumänische Staat will ja auch seinen Anteil! Und das geht nun mal nicht ohne Nummer. Damit hatte wirklich niemand mehr gerechnet! Große Aufregung in Essen und Gheogheni! Telefonate gingen hin und her: “This morning I was running around like a headless chicken, but we will solve the problem, everything will be fine”, versicherte mir Zsóka voller Zuversicht. Ich war trotzdem sehr nervös und misstrauisch. 
(Und das blieb ich auch bis zur endgültigen Unterzeichnung, denn in Rumänien weiss man nie …. )

Am Dienstag, den 10. März war es dann endlich endlich so weit, obwohl wir noch am Tag zuvor nicht wirklich sicher waren, ob es denn diesmal klappt. Nachdem nun Herr Costas seine Steuernummer von den “Behörden” erhalten hatte und wir fast soweit waren, den Kauf abwickeln zu können, fehlte plötzlich noch ein ominöses Papier vom Katasteramt, genannt “carte funciara”, welches nur jeweils 24 Stunden gültig ist. Es frage mich bitte niemand, was genau das ist. Es muss in der Stadtverwaltung/Katasteramt erstellt werden und dann dem Notar per Fax zugesandt werden. Das soll wohl verhindern dass ein Verkäufer sein Land parallel zwei Käufern anbietet. Als wir unseren geplanten Notartermin am Montag, den 9.3. wahrnehmen wollten, war dieses Ding nicht rechtzeitig erhältlich, da man in der Stadtverwaltung nur bis 14 Uhr arbeitet.

Am Dienstag morgen waren wir alle um 9.00 Uhr bei der Notarin versammelt. Erst dann begann diese, den Vertrag aufzusetzen. Die carte funciara war beantragt … Das dauerte … Als wir gegen 10 Uhr immer noch untätig dort saßen, und die carte funciara noch nicht angekommen war, stellte sich heraus, dass das städtische Faxgerät nicht funktionierte, um dieses Dokument zum Notar zu senden. Da war es wieder, das altbekannte Gefühl: Ich bin hier in Absurdistan!
Also haben sich Agota und Werner gegen 10.30 aufgemacht, und wollten schnell losfahren, um dieses Papier persönlich bei der Stadtverwaltung abholen. Allerdings hatten wir beim Parken vor dem Notarsbüro übersehen, dass wir ein Ticket hätten ziehen müssen und “freundliche” städtische Geldeintreiber hatten das Auto mit einer Wegfahrsperre blockiert. Aber zu Fuss haben sie es dann auch noch geschafft. …. Die carte funciara war endlich da! Da sie nun die dieses Blatt Papier selber abgeholt hatten, weil ja das Faxgerät nicht funktionierte, mussten sie dafür allerdings eine “Notfallgebühr” bezahlen, sozusagen als Strafe dafür, dass sie es schneller haben wollten. Kostenlos gibt’s das erst ab 11 Uhr zu den normalen Öffnungszeiten.

Bei der Notarin

Jetzt endlich : die Unterschriften konnten erledigt werden!

Das Geld durfte übergeben und gezählt werden.
(Die hier in Deutschland übliche Praxis der Geldübergabe mittels Notaranderkonto gibt es in Rumänien nicht)

17.000 Euros

Wir haben unsere Schlüssel bekommen

Doch damit waren die “Probleme” immer noch nicht zu Ende.
Die Notarin wollte für ihre Dienste natürlich auch was haben: 2.200 Lei (knapp 500 €) haben. Die hatten wir aber nicht bar zur Hand. Also bin ich zum nächstbesten Bankautomaten gelaufen, doch der bot mir nur die Auszahlung von max. 300 Lei an. Die nächste Bank war etwas weiter weg, also musste zuerst das Auto “freigekauft” werden. Am Bankschalter gab es auch kein Geld – wieso auch? – nur wieder am Bancomat. Dieser war nun endlich bereit mir 2.000 Lei auszuhändigen. Mehr bekommt man dort nicht pro Tag. Ich habe noch 200 Lei von meinem Privatgeld dazugelegt. Und damit konnten wir zur Notarin zurück und das Geschäft war erledigt. Wir bekamen unser Duplikat des Verkaufsvertrages.
Endlich tief durchatmen und einen Cappucino trinken gehen!

Der Vertrag zwischen dem Verkäufer und der Asociatia GATE

Jetzt gehört das Gelände samt Haus dem Verein GATE. Zwischen Initiative Karpatenstreuner e.V. und GATE gibt es einen separaten Unterstützungsvertrag, in dem die Rechte und Pflichten für die Kooperation detailliert aufgeführt sind.

Am Montag mittag hatten wir übrigens gleich unseren Antrittsbesuch beim Bürgermeister, Herrn Puskás Elemér, von Ditrau gemacht, und waren positiv überrascht: das erste Mal haben wir “offene Türen eingerannt”: Schon im November – bevor wir die Landvermessungsaufträge vergeben hatten – hatte Zsóka Gespräche mit dem Bürgermeister und dem Gemeinderat geführt, die dann nach einigen Überlegungen unserem Projekt zugestimmt hatten. 
Wir wurden sehr freundlich empfangen und uns wurde Unterstützung zugesichert für Kastrationsaktionen in Form von Öffentlichkeitsarbeit und finanzieller Unterstützung. Sicherlich war dabei das neue rumänische Hundegesetz, das am 1. Januar 2015 in Kraft getreten ist, hilfreich. Demnach müssen alle privat gehaltenen Hunde in ganz Rumänien registriert werden: Einsetzen eines Mikrochips, Kastration und Impfung gegen Tollwut sind vorgeschrieben. Es wird nun befürchtet, dass zahlreiche Hunde einfach auf die Straße gesetzt werden, da ihre Besitzer diese Kosten nicht übernehmen wollen. Hier können wir ansetzen, indem wir kostenlose Kastrationsaktionen incl. Setzen von Transpondern und Tollwutimpfung für die Hunde der Bürger des Ortes anbieten. NAtürlich werden wir auch wie bisher Straßenhunde bei uns aufnehmen und versorgen.
Ditrau hat knapp 6.000 Einwohner. Sie leben überwiegend von Holzverarbeitung und Landwirtschaft ( vor allem Kartoffeln und Viehhaltung). In den meisten Haushalten, auf allen Höfen und in den Gewerbegebieten werden Hunde gehalten. Da kommt sicherlich eine Menge Arbeit auf uns zu, zumal auch immer wieder herrenlose Hunde im Ort herumstreunen.

Es ist ganz wichtig, dass wir möglichst bald mit dieser Arbeit beginnen können, denn die Bürger des Ortes stehen uns eher skeptisch gegenüber. Kaum waren wir am Sonntag zum ersten Mal auf dem Gelände, kamen schon die Besitzer der Nachbargrundstücke angefahren und zeigten sich nicht wirklich erfreut. Man befürchtet Lärm und Gestank. Um ihre Vorurteile zu beseitigen, müssen wir ihnen zeigen, dass wir für sie auch “nützlich” sind: Sie können mit ihren Hunden zu uns kommen – oder wir holen die Hunde eventuell sogar selber ab – und bei uns werden sie gechipt, geimpft und kastriert. 
Speziell die Kastration wir das schwierigste Thema sein, wie ich selber in Gesprächen mit Einheimischen erfahren musste. “Aber wir wollen doch, dass unsere Hündin Nachwuchs bekommt”. Ein oder zwei Welpen werden behalten oder an Bekannte weitergegeben, überzählige entsorgt. 
Auch die schöne Hündin Lisa (siehe vorherige Seite) ist wohl trächtig, wie uns ihr Besitzer erfreut erzählte. Aber er hat versprochen, sich um die Puppies zu kümmern. Hoffen wir es ….