Auch wenn im Kaufvertrag steht, dass das Haus “befreit von allen beweglichen Gütern der unterzeichnenden Verkäufer” übergeben wurde, haben wir es zuerst einmal gründlich ausgemistet. Aber wer weiss das schon, vielleicht gehören mottenzerfressenen Teppiche, alte Schuhe, Bibelheftchen, Zahnbürste und Zahnpasta ja gar nicht zu diesen beweglichen Gütern.
Je mehr wir es entmüllt haben, desto deutlicher wurde leider auch, dass dieses Haus, erbaut im Jahr 2000, wohl aus alten Elementen längst vergangener Häuser zusammengeschustert wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand im Jahr 2000 in Rumänien noch solche seltsamen Holzfenster (inzwischen teilweise arg verottet) und Türen hergestellt haben soll. Alles was im Haus vorhanden ist, ist ziemlich schrottig: verrostete Eisenrohre, ein uralter Wasserboiler und zum Schutz gegen Einfrieren bei Frost mit einer Flex durchtrennte Leitungen und dergleichen mehr … Aber was kann man schon sagen, wenn das Haus ja nur eine “Zugabe” ist. Trotzdem stehen wir nun vor der riesigen Aufgabe, die Sanierung des Hauses anzugehen. Ein neues Haus würde sehr viel teuerer werden. Dach und Wände sind soweit in Ordnung, es regnet nirgendwo durch.
Wir werden die Sanierung des Hauses in mehrere PROJEKTE unterteilen, ohne die ein Betrieb eines “Tierschutzzentrums” mit Kastrationsstation undenkbar ist:
Projekt 1 – Wasserver- und Entsorgung : 5.100 €
Projekt 2 – elektrischer Strom : 1.300 €
Projekt 3 – Renovierung zukünftigen Behandlungsraum : wird noch bekannt gegeben
Projekt 4 – Heizungsanlage : 1.000 €
Projekt 5 – neue Zwingeranlage : wird noch bekannt gegeben
In dieser Reihenfolge sollen die Projekte angegangen werden, da sie miteinander verknüpft sind, denn beispielsweise kann der Boden im Behandlungsraum erst dann fertig gestellt werden, wenn die Wasserrohre verlegt sind….
PROJEKT 1
Eine öffentliche Wasserver – und Entsorgung gibt es in dem weit ausserhalb liegenden Teil des Dorfes nicht.
Grundsätzlich ist das Grundwasser in dieser scheinbar abgelegenen Gegend durch Land- und Viehwirtschaft seit vielen Jahrhunderten und durch menschliche Abwässer (Aussenklos sind nur ein Loch im Boden) arg verseucht ist. Ganze Dörfer haben kein sauberes Grundwasser mehr. Es gibt zwar ein wenig fließendes Wasser im Haus, aber das kommt aus einem kleinen Brunnen, der auf dem Nachbargrundstück liegt, aber nur 5 – 6 m tief ist und in dem Kleintierkadaver schwammen. Das Nachbargrundstück steht auch zum Verkauf, und wir müssen unbedingt unabhängig sein.
Das Trinkwasserproblem im Haus war uns allerdings vorher schon bekannt. Aber nun müssen wir es angehen.
Nach einer ersten Entrümpelungsaktion sah es schon mal etwas freier aus. Die Rohrleitungen im Haus waren derart verrottet, dass wir sie durchgängig entfernt haben, eine ordentliche sichere Wasserversorgung wäre damit nicht zu bewerkstelligen gewesen. Tibi hat mit seiner Flex alles herausgetrennt, und was als Eisenschrott zu verkaufen ist, gesammelt. Wir haben oben angefangen: Die Wohnräume sind weitgehend in Ordnung, das Bad (Bild unten rechts) muss komplett neu erstellt werden. (Es war nie in Betrieb genommen worden vom Vorbesitzer) Eine Duschwanne und ein Waschbecken mit Wasserhähnen wurden gespendet und sind schon vor Ort. Es fehlen ein kleiner Heizkörper und ein Klotopf plus Spülkasten. Für den großen Wohnraum benötigen wir einen etwas größeren Heizkörper, der ganz kleine Schlafraum wird am einfachsten bei Bedarf mit einem Elektroradiator beheizt. Etwas undurchschaubar ist auch die Elektrische Installation. Nur einige der Steckdosen scheinen angeschlossen zu sein.
Das Bad im Untergschoss ist zwar eingerichtet, aber der Heisswasserboiler ist durchgerostet, die Rohrleitungen durchtrennt. Seit über 6 Monaten – also den ganzen langen Winter hindurch – hat hier niemand gewohnt. Tibi hat auch hier aller herausgerissen.
Was wir allerdings nicht durchschaut haben: wohin fliesst das Abwasser.? Zwei Gruben haben wir gefunden, aber die haben keine Verbindung zur Sanitäranlage. Eine wird von den Regenwasserrinnen befüllt. Es liegt also die Vermutung nahe, dass die Abwässer hier – wie in vielen anderen Häusern auch – mehr oder minder ungeklärt in die Landschaft geraten. Genau das führt jedoch zu den Problemen die viele Gemeinden mit der Trinkwasserversorgung haben.
Lange haben wir hin und her überlegt, aber ein neuer Brunnen ist nun mal die beste Lösung – aber leider nicht unbedingt die preiswerteste, zumindest jetzt. Doch auf längere Sicht zahlt es sich aus, unabhängig zu sein. Wasser aus dem nahen Flüsschen zu entnehmen, ist wenig sinnvoll, denn das müsste aufwändig gereinigt werden, da es Oberflächenwasser ist. Auch wenn es gar nicht allzu weit von unserem Standort entspringt, es fliesst an mehreren Wochenendhäusern (sicherlich ohne Kläranlage) und einer illegalen Mülldeponie vorbei. Ich bin selber mal einige Kilometer hoch in die Berge gefahren, um den Verlauf zu sehen.
Projekt 1 A Brunnenbau
Als ich beim letzten Mal im April vor Ort war, habe ich mich von Brunnenbauern ausführlich beraten lassen. Der Bau geht nur mit sehr schwerem Gerät in sehr aufwändiger Arbeit, da es durch sehr steinigen Boden geht. So haben wir entschieden, den Brunnen nah am Haus zu bauen, was auch längere Rohrverlegungsarbeiten einspart. Dabei muss so tief gegraben werden, dass man eine Bodenschicht erreicht, die durch Ton (?) von oberflächlichem Grundwasser getrennt ist und sauberes Wasser führt. Das sind in unserem Fall rund 25 – 30 Meter.
Einen Meter Brunnen graben mit allen drum und dran kosten in unserem Fall 320 RON. Bei 30 Metern wären das 9.600 RON. Hinzu kommen 1.500 RON für eine Pumpe und 800 RON für Betonringe um das Bohrloch herum, die gegen Dreck und Erde schützen sollen. Das Ganze muss genehmigt werden, kostet vielleicht 100 RONs, also runde 2.700 €
Projekt 1 B Wasserinstallation
Ohne Installation von fließend warmem und kaltem Wasser können wir keinen Behandlungsraum für Untersuchungen, Pflege verletzter Hunde und Kastras etc. einrichten. Dazu bin ich etliche Stunden lang mit Tibi durch die verschiedenen Baumärkte und Grosshandlungen gefahren, um Preise in Erfahrung zu bringen. Rohrleitungen und alles Material (Kupfer und Kunststoff) zusammen kommen auf etwa 550 €. 1 großer Wasserboiler für Holz- und/oder Elektrobeheizung kostet etwa 200 €. 2 Klotöpfe + Wasserbehälter berechne ich mit 100 €. Die Installation kostet somit weitere 850 €. Dazu 450 € für die Arbeitslöhne. => 1.300 €
Zwischensumme: 2.700 € Brunnen plus 1.300 € Installation => 4.000 €
Projekt 1 C Abwasserentsorgung
Wer Wasser braucht, muss es auch entsorgen: Wir wollen es nicht wie „die anderen“ machen, was inzwischen auch verboten ist, aber wohl so eine Art „Bestandsschutz“ geniesst. Ein großer dichter Behälter fürs Abwasser kostet ca. 600 €, für rund 250 € muss ein entsprechende großes Loch gebaggert werden plus Rohrleitungen incl. Verlegung rund 250 €, alles zusammen: 1.100 €
Brunnenbau: 2.700 € + Anbindung Brunnen ans Haus und Installation 1.300 € + Wasserentsorgungseinrichtung: 1.100 € =>
Kosten für Projekt 1: 5.100 €
Rechnen wir einfach diese Gesamtsumme auf 30 m Brunnentiefe um, dann ergeben sich Kosten von 170 € je benötigter Meter, oder als ideale Spendensumme 17 € pro Dezimeter (10 cm) Brunnen. Bitte helfen Sie uns so, Dezimeter für Dezimeter Brunnen zu graben. 10 cm kosten 17 €, 20 cm 34, € 30 cm 51€, und so weiter. So könnte man die Kosten auf viele Spender verteilen.
PROJEKT 2
Elektrischer Strom. Zeitweilig haben wir Strom im Haus, aber das ist sogenannter “geklauter Strom”, der irgendwie irgendwo von irgendwem abgezapft wird. Unsere direkte Leitung kommt vom benachbarten Sägewerk. Ab Samstag mittag ist dort Wochenende, die Stromversorgung wird abgeschaltet, und wir sind ohne Strom. Das ist ein Zustand der nur solange gut geht, wie es die Nachbarn wollen und bis das Elekrtizitätswerk dem ganzen ein Ende setzt. Wir haben uns für den legalen – und unabhängigen – Weg entschieden. Schon kurz nach dem Kauf des Hauses haben wir angemeldet, dass das vom Elekrtizitätswerk geändert werden soll. Zwei Elektriker waren vor Ort, als ich auch dort war, aber durchschaut habe ich diesen bürokratischen Akt nicht. Auf jeden Fall soll das runde 1.000 € kosten. Ich hoffe es wird etwas weniger, da GATE einen Stromzähler besitzt, der in Gheorgheni im alten Tierheim montiert war. Der kann dafür hoffentlich verwendet werden. Aber sicherlich wird die Instandsetzung der Elektroinstallation im Haus selber auch Kosten verursachen. Grundsätzlich rechne ich immer etwas großzügiger und freue mich, wenn ich mit weniger auskomme.Daher rechne ich für dieses Projekt mit ca. 1.300 €
Kosten für Projekt 2: 1.300 €
Projekt 3
Renovierung des zukünftigen Behandlungsraums
Der folgende Plan zeigt, wie es einmal aussehen soll. Erläuterungen siehe weiter unten.
Projekt 3 A – Boden und Wände
Wie man auf den Bildern sieht, ist der Holzfussboden einfach nur mit ein paar Balken auf der gestampften Erde verlegt. Darauf können natürlich keine Fliesen verlegt werden. Dafür muss der gesamte Holzboden entfernt werden, auf die Erde wird eine dicke Kiesschicht geschüttet, die gründlich festgerüttelt (?) wird. Darauf kommt dann Beton, und erst dann können die Fliesen verlegt werden. Vorher muss jedoch die Wasserinstallation abgeschlossen sein!
Projekt 3 B – Nasszelle
Ein Behandlungsraum braucht auch einen Nassbereich, weshalb wir überlegt haben, gleich ein kleines Bad daraus zu machen. Dort können dann auch mal kurzzeitig (über Nacht) Hunde untergebracht werden. Da dieses Bad kein Fenster nach aussen hat, ist ein leistungsstarker Ventilator notwendig.
Leider fehlen mir noch sämtliche Preise für die Erstellung des Bodens, den Bau der Nasszelle und die Fliesen incl. Arbeitslohn. Andras und Tibi sind ab Anfang Juni bereit, das zu einem fairen Preis, zuverlässig und gut zu machen.
Kosten für Projekt 3: werden noch bekannt gegeben
Projekt 4
Zenrale Heizungs- und Warmwasserversorgung
Rechts neben dem Bad wird der “Soba de Terracota” installiert. Das ist eine Art Kachelofen der mit Holz befeuert wird. Er heizt nicht nur dem Raum, sondern auch Wasser, das durch eine Spirale im Innern des Ofens fliesst und sowohl in die unteren Räume mit Wasserversorgung als auch in die oberen Heizkörper gelangt.
Die Räume, die von Levente bewohnt werden, haben einen eigenen Kachelofen, (ohne Wasserdurchfluss) und sind von diesem getrennt heizbar.
Das Heizen mit Holz ist in den Karpaten üblich, daher werden Kachelöfen nicht wie bei uns als Luxuseinrichtung angesehen, sondern als Lebensgrundlage. Man findet viel darüber im Internet. Die Teile werden vor Ort gebaut, das ist altes traditionelles Handwerk. Da Zsóka einen alten Kachelofen bei sich abbaut, haben wir Glück und können einige Teile von ihr kostenlos bekommen, so dass für die neuen Teile nur ein Betrag von 2.200 RON, also knapp 500 € zusammenkommt. Damit hätten wir den Heizkessel für das ganze Haus. Was jetzt die Installation und die Rohrleitungen kosten ist mir noch nicht bekannt. Die beiden Heizkörper kosten je 120 RON, die Rohre und weiteres Installationsmaterial ca. 800 RON
Die Kosten für Projekt 4 berechne ich mal grob mit 3.200 RON = ca. 720 € + 280 € Arbeitslohn => 1.000 €
Kosten für Projekt 4: 1.000 €
Die Einrichtungsgegenstände zur Nutzung des Raumes sind teilweise vorhanden, ich bekomme zusätzlich aus einem ehemaligen Schulfotolabor wunderschöne Tische und Becken, Schränkchen …. Dafür und für einige andere Einrichtungsgegenstände, die schon hier als Spenden bereitstehen, wird nur noch einmal ein größerer Transport notwendig werden, der uns ca. 250 € kostet.
Weitere Kosten erfrage ich noch.
Durch den Bau der Nasszelle und der Teilung des Raumes entsteht eine kleine warme Ecke, die man mit einem Welpengitter oder Kindergitter so vom restlichen Raum abtrennen kann, dass ein kuschlig warmes “Welpenzimmer” entsteht, aus dem die Kleinteilchen nicht ausbüchsen können. Da der Behandlungsraum dann leicht und sehr kostengünstig zu heizen ist, kann er auch zu jeder Zeit sehr gut als Krankenstation genutzt werden. Wir werden dann noch ein paar große Gitterboxen aufstellen, und es wird alles viel leichter zu reinigen sein, als jemals in unserem alten Raum in Gheorgheni. Wenn wir das alles finanziert bekommen, dann kann das dort sehr schön werden.
Projekt 5
ist die zweite Zwingerzone, die ich schon auf der ersten Seite vorgestellt habe.
Das wird ein aufwändigeres Projekt werden. Auch dafür haben wir schon Vorgespräche mit einem Unternehmen geführt, das sowohl die ganzen Betonarbeiten, als auch die Stahlkostruktion, die mit dem Beton verbunden ist, ausführen kann. Der Chef der Firma ist ein Freund von Zsóka, und wird uns daher sehr faire Preise machen.
Was dafür als erstes geschehen muss, ist die allgemeine Entwässerung des Bodens, denn Die Karpaten sind eine sehr regen- und schneereiche Gebirgsregion, die Wiesen sind schön grün und saftig, aber auch nass. Daher ist die Anlage von Entwässerungsgräben an den Grundstücksgrenzen mit einem kleinen Bagger sehr sinnvoll, wodurch das abfließende Wasser in den kleinen Bach geleitet der schon zwecks Entwässerung mitten durch unser Grundstück fliesst. Erst danach kann die Grundlage für den Beton – die Kiesschicht – verlegt werden. Darauf kommt Beton, in dem die senkrechten Metallstützen für die Zwinger und die Überdachung verankert werden. Da dafür großes Gerät und Betonmischer benötigt werden, sollten diese Fundamente für alle fünf Zwinger auf einmal gelegt werden. Der weitere Ausbau, die Gitter und Zwischenwände können dann Stück für Stück erfolgen.
Diese Arbeiten erfordern spezielle Maschinen und ausgebildete Fachkräfte. Daher sind sie entsprechend teuer. Ausserdem braucht solch eine Zwingeranlage eine behördliche Genehmigung mit Prüfung durch das Umweltamt.
Eine Abwasserentsorgungseinrichtung ist zwingend vorgeschrieben. Das alles wird sicherlich einige tausend Euros kosten wird. Damit können wir hoffentlich im Spätsommer beginnen. Es sollten zumindest zwei oder drei Zwinger mit Überdachung vor dem Winter fertig werden.
Ebenfalls vor dem nächsten Winter brauchen wir Überdachungen für mindestens zwei der bestehenden Zwinger (Zone 1), denn sonst haben Welpen oder Hundemütter mit ihren Kindern keine Chance die frostigen Nächte zu überstehen. Die Kosten dafür kann ich noch nicht abschätzen, aber ich habe Email-Kontakt zu der Firma, mit der wir im April gesprochen haben und werde das zusammen mit ihnen durchrechnen und dann hier vorstellen.
Kosten für Projekt 5: werden noch bekannt gegeben
Mir ist klar, dass das alles zusammen ein Riesenprojekt ist, doch ich habe die Hoffnung, dass wir es gemeinsam schaffen können.
Wir sind nun schon so weit gekommen …
Ausserdem haben wir ein Ziel: Mitte Oktober 2015 möchten in unserem Haus eine erste Kastrationsaktion für Hunde und Katzen der Bewohner unseres Dorfs durchführen. Sie sind uns gegenüber sehr skeptisch, befürchten Lärm und Gestank. Daher wollen wir Ihnen schnell etwas anbieten, von dem auch sie einen Nutzen haben. Seit Anfang des Jahres besteht für “Besitzerhunde” in Rumänien Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht! Wir werden das natürlich kostenfrei anbieten, um zu verhindern, dass Hunde anderweitig “entsorgt” werden, nur weil deren Besitzer das Geld nicht ausgeben können oder wollen, um ihre Hunde beim Tierarzt kastrieren zu lassen.
Einen gewissen, traurigen Nutzen hat vor wenigen Tagen schon ein “unbekannter Nachbar” in unserer Zwingeranlage gesehen. Einfach über Nacht hat er zwei Hunde über den Zaun geworfen. Diese Denkweise werde ich wohl nie verstehen können, und wir hoffen, dass wir im Laufe der Zeit auch den Menschen dort klar machen können, dass Lösungen auch anders aussehen können.
Die beiden haben schon eine Patin, die ihnen auch passende Namen gegeben hat: Der hellbraune, grosse Rüde soll “Kimya” heissen. Das heisst “ruhig, besonnen” auf Swahili.Der Kleine soll “Tamu” heissen. Das bedeutet “süss” auf Swahili….
Jetzt bedanke ich mich für’s Lesen des Berichts, auch wenn es diesmal etwas trocken und zahlenlastig war.
Gemeinsam können wir es schaffen, in Rumänien, einem Land in dem es so viel Streunerelend gibt, und in dem die Hunde auf grausamste Weise verfolgt, gequält und getötet werden, etwas aufzubauen, dass zumindest einer gewissen Anzahl von ihnen Hilfe und Schutz gibt. Wichtigste Ziele dieses Projekts sind Aufklärung über “den besten Freund des Menschen” und das Verhindern weiteren zukünftigen Elends durch Kastration von Straßen- und Besitzerhunden.
Das ist ein großes Ziel, aber jeder gespendete Euro, den wir dort einsetzen können, ist immer willkommen. Und jeder, der einen Karpatenstreunerhund kennt, weiss warum es sich lohnt, diesen Tieren zu helfen. Helft uns, damit es richtig GUT werden kann!
Herzliche Grüße
Ingrid Weidig
Als Anhang noch mal ein kleiner Ausschnitt aus dem Interview mit Aurelian Stefan
Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, bestätigt ein kürzlich veröffentlichtes Interview von Eckhard Kretschmer mit dem rumänischen Tierarzt Dr. Aurelian Stefan aus Craiova, der sich mit seinem Team schon seit Jahren für die Kastration der Hunde in Rumänien einsetzt. Dabei geht es nicht es nicht nur um Straßenhunde sondern auch um die sog. “Besitzerhunde”:
Dr. Aurelian Stefan: Rumänien ist zu 60 Prozent Landwirtschaft. Das bedeutet, daß 60 Prozent der Rumänischen Bevölkerung auf dem Land lebt, in Dörfern und kleinen Städten. Dort gibt es zu wenige, manchmal fast keine Tierärzte, die Tiere kastrieren können, und die Tiere kastrieren möchten. Die Menschen dort haben eigentlich nicht viele Möglichkeiten, wenn die Hündin Welpen kriegt. Es gibt eigentlich nur 3 Optionen: Einmal, die Welpen sofort nach dem Wurf zu töten, also z.B. in einen Fluss zu werfen, auf eine Müllhalde oder so etwas, dann, die Welpen zu behalten, was nicht sehr oft passiert, wenn man 10 Welpen hat, oder, wenn sie alt genug sind, also ungefähr drei Monate alt, einfach auf der Strasse auszusetzen. Und das ist unser Problem! Strassenhunde kommen eigentlich von den Privatleuten, die nichts besseres wissen, oder nichts besseres können, als diese drei Optionen. Es ist absolut unmöglich für die Menschen in einem Dorf, 10 Welpen pro Jahr zu behalten. Das ist viel zu viel. Manchmal setzen sie sie z.B. auf dem Markt aus, weit weg von zuhause. Aber die Hündin ist nicht kastriert worden. Manchmal setzen sie auch die Hündin zusammen mit den Welpen aus, wenn die Hündin nicht mehr gebraucht wird, ihren Zweck nicht mehr erfüllt.
Es sind eigentlich wenige Probleme: Die Leute wissen es nicht besser. Sie sind nicht informiert. Es gibt keine nationale Kampagne zur Hundeproblematik, kein nationales Programm dafür. Lediglich in den Grossen Städten gibt es Geld dafür. Und natürlich gibt es überall, wo es Geld gibt, Korruption und so weiter. Das Geld wird dann so verwendet, wie die Verantwortlichen es gebrauchen können.
Aber die Quelle all dieser Hunde wurde nie gestoppt. Sie werden also jedes Jahr Hunde töten. Ganz einfach auch deshalb, weil Hunde von den Dörfern in die Städte wandern werden. Das ist sicher. In den Dörfern gibt es nämlich so gut wie keine kastrierten Hunde. Das ist wie bei einem Eisberg. Wir sehen nur die Spitze. Aber der grosse unsichtbare Teil davon ist vorhanden und wird hochkommen, wenn wir die Spitze abtragen.
[ …]
Dr. Aurelian Stefan: … Wir haben festgestellt, daß die Nachfrage nach kostenlosen Kastrationen in Rumänien riesig ist. Wir haben eigentlich kein Problem mit den Hunden, aber mit den Menschen. Hundeprobleme sind Menschenprobleme. Hunde vermehren sich aus Instinkt. Aber Menschen können etwas dagegen tun, wenn sie es wollen, wenn sie informiert sind, und wenn sie natürlich Hilfe bekommen.
Map Of Hope: Und wenn sie davon erfahren!
Dr. Aurelian Stefan: Wenn Sie davon erfahren, daß wir es kostenlos anbieten. Es gibt z.B. Leute, die 6, 7, 8 Hunde von der Strasse gerettet haben. Diese sind jetzt in ihrem Hof. Aber natürlich haben sie kein Geld, diese Hunde zu kastrieren. Und natürlich ist das ein Problem. Ich möchte dazu sagen, die Leute haben schlicht keine Ahnung, wie man einen Hund kastriert. …
[ … ]
Map Of Hope: Kann es sein, daß die Rumänen, bzw. die jungen Rumänen, vielleicht noch so offen sind, daß man sie zu einer anderen Einstellung gegenüber den Tieren „erziehen“ könnte?
Dr. Aurelian Stefan: Ja, das ist klar. Rumänien ist ein Land, das fast seine Hoffnung verloren hat. Ein Land, mit Leuten, die nicht mehr glauben, daß es einmal besser werden könnte. Viele Leute haben die Hoffnung verloren. Mit solchen Projekten, mit solchen Mobilkliniken bringen wir Hoffnung für sehr viele Tiere. Natürlich ist ein Verein nicht genug für das ganze Land. [ …. ]
Ein kastrierter Hund hat definitiv einen neuen Stellenwert in der Familie oder auf dem Bauernhof seines Eigentümers. Es besteht keine Welpengefahr mehr. Es ist auch unwarscheinlicher, daß er eines Tages ausgesetzt wird. Der Hund wird geliebt. Die Liebe für die Tiere kommt eigentlich nur von zwei Stellen. Einmal von der Seele direkt und von der Erziehung/Bildung. Das kommt mit der Zeit. Wenn die Leute es besser wissen, und die Einstellung sich langsam ändert, werden die Leute anfangen, die Tiere vielleicht nicht zu lieben, aber zu respektieren. Das ist ein grosser Unterschied. Manchmal ist Respekt besser als Liebe. …
Map Of Hope: Und wie bekommt es hin, daß die Menschen diesen Respekt, diese Achtung vor den Tieren gelehrt bekommen?
Dr. Aurelian Stefan: Nur mit Aufklärung.
Map Of Hope: Gibt es da konkrete Projekte? Oder ist das erst einmal eine Idee?
Dr. Aurelian Stefan: Ja, wir haben ein Projekt mit den Kindern. Ich habe kleine Bücher für die Kinder. Wir haben fast 17.000 gedruckt. Und wir verteilen diese in den Gemeinden, die an so etwas interessiert sind. Also zum Beispiel in einer Schule, einem Dorf, einem Waisenhaus. Das ist sehr wichtig.
Map Of Hope: Und was steht in solchen Büchern drin?
Dr. Aurelian Stefan: Darin sind Beispiele und Informationen, Auskünfte, wie man mit Hunden umgehen sollte. Es wird erklärt, was eine Kastration bedeutet, was eine Impfung bedeutet, es geht um die Rechte der Hunde, der Tiere allgemein, also z.B. dem Recht auf Wasser und Futter, artgerechte Haltung. Alles das sind Dinge, die Kinder, aber auch Erwachsene aus diesen Büchern lernen können. Wenn wir ein Kastra-Projekt haben, z.B. in einem Dorf, kommt regelmässig das ganze Dorf. Und die Leute fragen, was wir da machen, warum wir es machen. Dann möchten sie ihren Hund auch kastrieren lassen und haben Fragen. Sie erfahren, daß es kostenlos ist, daß die Hunde danach immer noch gesund sind, daß sie eigentlich sogar viel gesünder sind, daß die Rüden gelassener werden, daß weniger Krankheiten übertragen werden, wenn keine Deckungen erfolgen, und vieles mehr. Und sie stellen fest: Es gibt da jemanden, der sich um Hunde und Katzen kümmert. Manchmal werden wir auch bei der Gelegenheit gebeten, uns Tiere anzusehen, die z.B. seit Jahren Tumore haben, und um Rat oder Behandlung gebeten. Man kann also durch unsere Aktionen etwas ändern, etwas bewirken in der Gemeinschaft, in der jeweiligen Gemeinde, einem Dorf zum Beispiel. Es kommt – aber es ist eine riesige Arbeit.
(Mit freundlicher Genehmigung von Eckhard Kretschmer)
Das vollständige Interview ist hier zu lesen:
https://mapofhope.wordpress.com/2015/04/16/das-hundeproblem-ist-ein-menschenproblem/