Reisenotizen Gheorgheni 1. bis 28. Juni 2013 mit einem Abstecher nach Oradea

Dienstag, 11. Juni 2013

Dalarna. Kleine zauberhafte Hündin. So lieb, sanft und zart, geduldig und ruhig, struppig, halb verhungert und voller Flöhe. Gestern Abend haben wir sie vor dem Tierheim an einem kurzen Strick angebunden gefunden. Heute Nachmittag bin ich mit ihr zum Tierarzt gefahren zum kastrieren.

im Taxi

Kastration und BlasenoperationDabei zeigte sich, dass der ganze Bauchraum voller Flüssigkeit war. Die Blase war so groß wie eine Männerfaust und prall gefüllt. Kurz vor dem Platzen und verstopft durch Struvitsteine. Auch das wurde in Ordnung gebracht.

Nun kann sie sich hoffentlich bald wieder ganz natürlich entleeren. Sie liegt im Haus, darf sich erholen, morgen werde ich sie noch ein bisschen aufpäppeln und verwöhnen, dann kann sie wieder gehen oder auch noch am Tierheim bleiben.

Da sich Dalarnas Operation länger hinzog als vermutet, hat sich im Wartezimmer eine “Patientenschlange” gebildet.

Das ist eins von Agotas Findelkätzchen mit einem schwerverletzten Bein. Bei einem Unfall sind die Nerven durchtrennt worden, es wird das Beinchen nie mehr benutzen können.

Weitere Informationen zum Thema Tierärzte in Rumänien finden Sie hier

Freitag, 14. Juni 2013

Inzwischen hat sich Dalarna gut erholt, und lebt frei am Haus. Sie kann endlich wieder unbeschwert pinkeln. Jetzt wird sie mit Futter und Vitaminen aufgepäppelt, dann kann sie selbst entscheiden, ob sie bleibt, oder doch lieber wieder auf Wanderschaft gehen will. Ganz wie sie mag. Sie ist eines jener ganz besonderen kleinen Wesen, das man nicht vergessen wird.

Zur Zeit haben wir vierzehn mutterlose Welpen, ca 5-6 Wochen alt. Sie wollen LEBEN mit allen Sinnen. Endlich habe ich es geschafft, mich mal etwas intensiver um einige dieser Kleinteilchen zu kümmern. Sie sind knochendünn, haben aber sehr dicke Bäuchlein. Alle haben Durchfall. Aber sie sind munter und können fressen und trinken. Sie sind gegen Parvo geimpft. Noch hausen sie in der provisorischen Krankenstation, und bekommen von dem schönen Wetter, das wir hier zur Zeit haben, gar nichts mit. Sie müssen endlich da raus! In den nächsten Tagen werde ich einen der freigewordenen Junghundezwinger sauber machen und die Kleinen dahin umsiedeln. Heute Abend hole ich sie einfach mal zu mir an Haus und lasse sie im Gras und an einer frischen Wasserpfütze herumtollen. Dabei werde ich sie beobachten und ihnen Namen verpassen. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, sie zu ignorieren, aber das geht einfach nicht.

Layla und Lorelei
Lorenz
Lilifee
Lissie
Lorna
Lorna mit Dalarna, die die Kleinen eher überflüssig findet, aber trotzdem sehr lieb zu ihnen ist.
Leon
Lovely
der kleine Lütti

In den vergangenen Tagen haben Levente und ich immer mal wieder auch erwachsene Hunde gruppenweise in den Freilauf gelassen. Es ist faszinierend zu sehen, wie sehr sie rennen und toben wollen, und mit wie wenig Aggressionen auch Hunde aus unterschiedlichen Gruppen sich dort begegnen. Nur für diejenigen, die gerade nicht frei laufen ist es sehr stressig. sie rennen am Gitter entlang, kläffen und toben, weil sie auch raus wollen. Einmal habe ich drei oder vier Zwinger gleichzeitig geöffnet. Nix passiert. Doch danach war es sehr schwer, die richtigen Hunde wieder in die richtigen Zwinger zu verfrachten. Das ist wichtig, denn ohne Aufsicht kann ein Hund in einem fremden Zwinger leicht verbissen werden.

Allerdings gibt es durchaus ein paar Hunde, die meiner Meinung nach dauerhaft im Freilauf leben könnten, ohne dass sich jemand daran stört. Das sind die ruhigen, älteren und souveränen Hunde, die von sich aus keinerlei Interesse an irgendwelchen Konfrontationen mit anderen Hundenhaben: Bella, Merlin, Razka, Old Man Jamal, und einige andere. Immer wieder habe ich sie einfach draussen gelassen und beobachtet. Sie suchen sich ein Plätzchen, genießen die Abendsonne, sind einfach nur ruhig, und der Rest der Meuten kümmern sich nicht länger darum. Es sind die Hunde, von denen ich fürchte, dass sie den Rest ihres Lebens im Tierheim verbringen. Warum soll man es ihnen nicht möglichst schön machen? Wir bezahlen ja alle Kosten für Zäune und was sonst noch nötig ist?. Doch Levente ist glücklicher, wenn Hunde in Zwingern sind. Ich nicht.

Old Man Jamal zum Beispiel kannte ich bisher eigentlich nicht, er saß nur immer in seiner Hütte, kam höchstens zum Fressen heraus. Erst als ich ihn in den Freilauf gelassen habe, konnte ich ihn beobachten und habe sein freundliches ruhiges Wesen bemerkt.

Der unbeschreiblich liebenswerte und souveräne Merlin
Manuel und Bella spielen ein bisschen auf der Wiese rum
Old Man Jamal

Manuel, ein echter Herdie, einwillig, aber sanft und freundlich dabei. Er macht sein “Ding”. Wäre aber ein prima Hofhund und Bewacher eines Grundstücks.

Very old Man Razka, der Menschen sehr mag, Hunde nicht braucht, und dringendst abnehmen müsste. Ein Ruheplätzchen für seine alten Knochen und Menschen, die ihn kraulen. Ein bisschen spazieren gehen. Mehr braucht er nicht.

Diese älteren Herdenschutzhunde strahlen eine wunderbare Ruhe aus. Anstelle eines durchgedrehten Rottweilers könnten sie dort in Frieden leben, und es wären wieder ein paar Hunde aus den Zwingern raus, für die verbleibenden wäre mehr Platz ….

Könnte … doch Levente hat soviele “Abers” parat, die ich längst nicht alle logisch finde. Nach dem Motto “never change a running system” (das ich aus dem Computerbereich kenne), wird hier an Althergebrachtem festgehalten. Nur leider sind in dem einen Jahr schon sehr viel Hunde in ihren Zwingern tot gebissen worden. Was hat das mit Sicherheit zu tun? Gerade vor 6 Wochen ist “meine” Orias elendig umgekommen. Sie wurde heftigst vom Nachbarzwinger aus verbissen, hat sich unter die Hütte verkrochen und wurde erst Tage später entdeckt, mit abgebissenem Schwanz und nicht mehr vorhandenem Hinterteil. Nina, die zufällig noch dort war – zum Glück – hat sie leider einschläfern müssen. Auszug aus Nina Mail: “Orias wurde mir gestern mit schwersten Bissverletzungen gebracht. Das gesamte Hinterteil war zerfetzt. After, Vulva, Schwanz- nichts mehr vorhanden. Das Ganze war mehrere Tage alt und das Gewebe nekrotisch und verwesest und von Maden befallen. Der Gestank der von ihr ausging war unglaublich. Ich gehe davon aus, dass dies an unserem ersten Tag hier passiert sein muss, als die Hunde im Nachbarzwinger blutverschmiert waren. Es blieb mir nur die Arme von ihren Höllenqualen zu erlösen. Es tut mir sehr leid für sie”. Ich habe ein Foto von Nina bekommen. Ich will es hier lieber nicht zeigen. So viel zum Thema “Sicherheit im Zwinger”.

Arme wunderbare Orias. Ich weine um dich. Du fehlst mir hier sehr.

Sicherlich kann ich es auch verstehen: Es bedeutet definitiv mehr Arbeit, die Hunde herauszulassen und wieder einzufangen. Das ist Fakt. Und Levente und Attila haben auch so schon mehr als genug zu tun, um die 160 Hunde zu füttern, mit Wasser zu versorgen und die Zwinger zu putzen. Immer wenn ich darüber nachdenke, macht es mich unendlich traurig, dass wir da nichts weiter tun können. Denn wenn ich die leuchtenden Augen der frei rennenden Hunde sehe, weiss ich, damit wären wir unseren Vorstellungen von Tierschutz schon sehr viel näher gekommen. Ob das Wegsperren in Zwingern, oft ein Leben lang TierSCHUTZ ist, wage ich zu bezweifeln.

Hier mal die Tapsi-Gang (Tapsi, Kolya, Kaya, Tyler und Tyson) beim Freilauf, zum allerersten Mal in ihrem ca zweijährigen Leben. Wie betrunken vor Glück wirken sie.

Ich habe noch sehr viele Bilder von Freilaufenden Hunden gemacht, sie sind auch auf den Patenschaftsseiten der jeweiligen Hunde zu finden.

Samstag, 15. Juni 2003

Leider mal wieder: die Hunde von Gabriella Szábo.

Während wir doch gerade alles versuchen, unseren rund 160 Hunden (viel zu viele) das Leben im Tierheim ein wenig angenehmer zu machen, durch Öffnen der Zwinger, muss ich leider immer wieder feststellen, dass die Welt nicht am Zaun zu Ende ist. Nebenan ein umzäuntes kleines Gelände mit angeketteten Hunden. Wunderschöne Hunde, halbverhungert, die sich nach Futter und Aufmerksamkeit sehnen. Ich habe schon mehrfach darüber berichtet. Was dort geschieht hat nichts mit Tierschutz zu tun, sondern ist schlicht Animal Hoarding auf Rumänisch. Doch hier kümmert sich kein Amtsveterinär darum, keine Behörde, die einschreiten würde. Es sind doch nur Hunde – was soll’s? 
Gabriella ist krank, sie hat keinen Job, kümmert sich – oft gemeinsam mit ihrer Mutter – um die Hunde. Im Februar waren es 34, jetzt sind es schon 42 ! Eine facebook-Gruppe aus Österreich hat sehr viel Geld an sie geschickt ( ca. 1.100 €), aber die Hunde hungern trotzdem, niemand weiss wo das Geld versickert ist. Es muss etwas geschehen, aber bis dahin haben diese Hunde Hunger. Also habe ich mit Gabriella Szábo und Petra Z. aus Wien eine Zwischenlösung vereinbart: Sie bekommt täglich von mir 2 Sack Futter aus unserem Lager. Die Gruppe um Petra Z. überweist das dafür notwendige Geld auf das Karpatenstreunerkonto. Levente ist so freundlich das zu übernehmen und zu überwachen. Ich war heute dabei, als sie die Hunde gefüttert hat und habe auch Fotos gemacht. Alle Hunde sind knochendürr, manche haben sich wild aufs Futter gestürzt, andere wollten nichts fressen, sie haben sich auf den Rücken geworfen und wollten nur gekrault werden. Die Hunde stehen unter extremem Stress an ihren sehr kurzen Ketten, ihnen fehlt Zuneigung, sie können ja nicht mal körperlich mit anderen Hunden kommunizieren, denn die Ketten sind so kurz, dass sie sich nicht gegenseitig beissen können. Aber leider auch nichts anderes. So stehen sie voreinander und keifen sich an. Gabriellas Zuneigung bekommen überwiegend die kleinen Welpen. Die anderen werden nur mal kurz beachtet. Es sind so wunderbare Tiere, so lieb und freundlich, die sich nach Streicheleinheiten sehnen. …Ich selber weiss nicht ein noch aus: Gebe ich ihr Futter für die Hunde, sammelt sie weiter, gebe ich ihr keins, hungern die Hunde und sie sammelt trotzdem Welpen. Als ich im April dort war, war sie mit Freunden dabei, einen kleinen Zwinger mitten auf ihr winziges Gelände zu bauen: 2,5 x 2,5 m groß. Darin sitzt jetzt ein großer Herdenschutzhundmischling an einer Kette. ???. Er hat eine Hütte und zwei Bällchen ???

Hier ein paar Fotos ohne weitere Kommentare.

Montag, 17. Juni 2013

Ein neuer Razka ist “geboren” Nach drei Jahren Zwinger hatte Razka gestern das erste mal Freigang mit mir: vom Shelter zum Haus und zurück. Ich habe mir den alten Hundemann geschnappt und wir sind losgelaufen. Gras unter den Pfoten. Die Welt ohne Gitter sehen. Staunen. Schnüffeln. Gras fressen. Das machen alle, wenn sie mal rauskommen. Dann ging es im Schatten vorm Haus los mit der Fellpflege: uraltes verfilztes Fell vermischt mit allem Ekligen was in so einem Zwinger herumliegt. Schneiden, zupfen, bürsten kämmen … und dieser Hund hat das auch noch genossen! Er hat fast alles mit sich machen lassen. Nach zwei Stunden hatte er dann die Faxen dicke und stapfte zurück ins Tierheim in seinen Zwinger. Heute Nachmittag stand er schon an der Zwingertür und wartete. Ließ sich anleinen und kam wieder mit. Gemeinsam mit Levente habe ich heute mein Razka-Werk beendet und ihm den Pelz geschoren mit einer schönen neuen Schermaschine. Naja für eine Show reicht das noch nicht ganz. Aber unter dem ganzen Filz ist ein ziemlich kleiner Hund hervorgekommen. Zur Krönung noch eine Dusche und fertig war der neue Razka. Ein ganz ganz toller alter Hund ! Etwas grummelig zu anderen Hunden, durchaus futterneidisch, aber zu Menschen ein lieber alter SCHATZ

Vor der Behandlung: nur verfilzter stinkender Pelz. Das allerübelste am Hintern hatte Agota im Frühjahr schon mal weg geschnitten.

Der neue Razka: