Besuch im Tierheim in Gheorgheni und bei den Straßenhunden

Samstag, 27. April / Sonntag 28. April 2013

Im Verlauf der nächsten eineinhalb Tage sind wir oft mit Levente, Tibi und Irina unterwegs. Wir werden wir immer wieder gefragt, was wir mit den Hunden machen wollen, eine Frau weint, weil sie fürchtet, dass wir die Hunde zur Tötung bringen. Die Hunde in den Wohngebieten haben oft “Paten”, die sie mit Futter versorgen. Doch leider sind die Tiere anderen Bewohnern der Siedlung ein Dorn im Auge, sie werden getreten und geschlagen.

Auffallend ist jedoch, dass es sehr viele Streuner sind, die hier herumlaufen, Mehr als im Februar oder letzten Oktober. Dazwischen entdecken wir aber immer einige mit den typischen Ohrmarken – rosa für Hündinnen, gelb für Rüden. Das ist jedesmal ein schönes Gefühl.

Doch eins ist sicher: von irgendwoher kommen ständig neue Hunde gruppenweise hinzu. Diese streunen am Ortsrand herum und machen nachts einen ziemlichen Lärm. Alleine an unserem Hotel halten sich nachts etwa 10 Hunde auf. Sie einzufangen ist ohne Betäubungsgewehr oder Blasrohr unmöglich, da sie scheu bis aggressiv sind. Wo sie herkommen, – oder wer sie hier abgeladen hat, wissen wir nicht. Nur leider werden sie Welpen zeugen, die sich dann irgendwann in die Innenstadt vorwagen und für Ärger sorgen. Eine Gefahr für den Straßenverkehr sind sie ausserdem.

Hier nun ein paar visuelle Eindrücke dieser sehr ausgefüllten Tage. Am Sonntag haben das Kastra-Team, Levente, Agota und wir das Tierheim erst gegen 22. Uhr verlassen!

Dieser schöne Rüde hat einen Paten, der sich standhaft geweigert hat, uns den Hund zur Kastration zu geben. Er wollte einfach nicht, dass “sein” Rüde kastriert wird. Am Sonntag haben wir ihn dann doch mitgenommen, und abends unversehrt aber entmannt, wieder an seinen Platz zurückgebracht.

Zuschauer und Helfer. Für 5 Lei brachten uns die Kinder ihre Straßenhunde

Der Abtransport der Hunde wird genauestens beobachtet

Levente hat den großen schwarzen mit der schlimmen Pfote einfangen können. Er ist so lieb und lässt sich einfach tragen.

Der hier ist schon kastriert

Während wir unterwegs sind, wird im Tierheim ohne Unterbrechung kastriert: Nina und Jacqueline bei der Arbeit.

Aufwachen auf einer weichen Decke, aber danach geht’s dann wieder raus in’s raue Straßenhundeleben.

Sonntag mittag haben wir die kleine Silky aus dem Nachbardorf Lazarea abgeholt, damit sie kastriert werden kann. Sie hat dort ein schönes Zuhause. Eine andere Hündin, die unkastriert vermittelt wurde, kam leider erst zur Kastration, nachdem sie 6 Welpen geboren hatte. Das braucht eigentlich niemand im Land der überzähligen unerwünschten Hunde.

Immer wieder versuchen wir Straßenhunderudel anzufüttern und anzulocken, aber sie sind oft halbwild, sehr auf der Hut, verputzen das Futter und hauen ab. Hier hätten wir jemanden mit Blasrohr und Betäubungsmittel gebraucht. So konnten wir leider keinen einzigen Hund einfangen. Aber sie haben sich satt gefuttert.

Von dieser Meute in der Nähe des Bahnhofs haben wir leider auch keine Hunde fangen können.

Während wir Hunde anlocken, anfüttern und versuchen sie einzufangen, wünsche ich mir sehr oft, wir hätten die Möglichkeit, Angsthunde direkt vor Ort mittels Blasrohr zu betäuben. Aber das muss man können. Vielleicht können wir beim nächsten Mal jemanden engagieren, der sich damit auskennt. Der Aufwand ist groß, aber jeder behandelte Hund verursacht ein gutes Gefühl und ich hoffe, dass dieses Tier dann ein besseres ruhigeres Leben führen kann und mithilft, neue Streuner aus den Wohngebieten fernzuhalten.

Leider habe ich in diesen Tagen viel zu wenig Zeit, mich im Tierheim bei “unseren” Hunden aufzuhalten.

Noch eine kleine “Geschichte” zum Abschluss dieses Berichts:

VADOLÖ ist abgehauen … durch ein kleines Loch im Zaun …

Hört sich zwar albern an, enthält aber durchaus ernste Gedanken – wenn auch etwas subversiv. Der alte Zaun rund um das Tierheim-Gelände ist an viele Stellen morsch, und die Freilaufhunde buddeln sich immer mal wieder dadurch. Auch Daisy, Pettyes, Boltos, Toekmag … gehen hin und wieder mal aufs benachbarte Feld. Na und … sag ich mir, … lass sie doch. Nee, das sehen Levente und Agota ganz anders: Es wird geflickt, geschustert und gebastelt, Löcher zugeschüttet und von einem stabilen Metallzaun geträumt. Ob wir da nicht helfen können? Irgendwie bin ich taub auf dem Ohr. 
Doch dann rappelts im Gehirn: die Hunde könnten erschossen, überfahren werden, zerbissen und verhungert irgendwo verenden. Doch kann es nicht auch im Tierheim passieren, dass ein Hund gewaltsam zu Tode kommt. Ich denke an Yarim, Bogancs, Mike, Dalilah, Diva und und und? Ich muss endlich mal eine Seite auf der Homepage für die Unvergessenen einrichten.

Übrigens: Vadolö ist feiwillig ins Tierheim zurückgekommen, denn so schlecht ist es da ja gar nicht. Zumindest im Freilauf

Doch die meisten der Hunde leben gefangen hinter den Gittern wie die kleine Sheela. Mach’s gut du Süße, ich komme bald wieder.

Ein paar Tage später veröffentlicht der Tierärzte-Pool auf seiner Facebook-Seite:

In Zusammenarbeit mit den Karpatenstreunern (www.karpatenstreuner.de) konnte zum wiederholten Male in Gheorgheni eine Kastrationsaktion sehr erfolgreich durchgeführt werden. In 5 Tagen konnten 104 Tiere (51 Hündinnen, 32 Rüden, 14 Katzen und 7 Kater) operiert werden. Die Aktion wurde von der Bevölkerung gut angenommen und sehr viele Straßenhunde konnten kastriert und anschließend an ihren angestammten Platz zurück gebracht werden. Wir freuen uns sehr, dass sich in Gheorgheni trotz der schwierigen Ausgangslage endlich einiges zum Guten wendet und wir recht hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können. In erster Linie ist dies der unermüdlichen Einzelkämpferin Agotha und dem unerschrockenen Einsatz der Karpatenstreuner um Ingrid Weidig zu verdanken. Wir freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit.

Fotomontage: Tierärzte-Pool

Nach dieser erfreulichen Zusammenfassung der Kastra-Aktion bekam ich leider noch die niederschmetternde Nachricht, dass die Hündin Orias in ihrem Zwinger so grausam zerbissen wurde, dass sie eingeschläfert werden musste. Das macht mich unendlich traurig, da Orias eines meiner Lieblingstiere in diesem Tierheim war. Sie wird mir so sehr fehlen, wenn ich das nächste Mal dort sein werde.

Mach’s gut liebe Orias, ich weine um dich

Und wieder einmal frage ich mich, wie wir so etwas verhindern können. …

DANKE

an alle, die uns unterstützt haben und geholfen haben, diese Kastra-Aktion zu finanzieren. 
Insgesamt stolze 3.743 € konnten gesammelt werden.

Danke auch an unsere Paten, die es uns allmonatlich ermöglichen, die Hunde gut mit Futter versorgen, sie zu impfen und von Parasiten zu befreien. Danke für die vielen zusätzlichen Spenden zum Bau von Zäunen und Zwingern, für dringende Reparaturmaßnahmen oder für Extra-Operationen. Jede Hilfe – egal in welcher Form oder Höhe – ist wertvoll und kommt bei den Hunden an. Auch den Menschen, die bereit sind, unseren Hunden ein Zuhause zu bieten oder eine Pflegestelle sei herzlichst gedankt.
Nur mit Eurer und Ihrer Hilfe können wir diesen fantastischen Hunden helfen.

Und hier auch noch einmal DANKE an Barbara Hidding, Monika Redel, die mit mir zusammen die Kerngruppe des Vereins bilden, und an Meike Marlin, die mich diesmal begleitet hat und weiter mit uns zusammenarbeiten will.

Jeden Morgen schaue ich beim Aufwachen in Idas bernsteinfarbene Augen, die auf meine Bettdecke hüpft um mir einen schönen Tag zu wünschen. Diese kleine Karpatenstreunerin bestätigt mir immer wieder, dass sich die Arbeit lohnt, egal wie anstrengend und hart sie ist.