1. Bericht aus dem Tierheim in Gheorgheni im Kreis Harghita in den Ostkarpaten

Um Kämpfe um Futterressourcen zu vermeiden, wird eher reichlich gefüttert.

So ist für alle Hunde genügend da. Abgesehen von Neuankömmlingen, ist der Ernährungszustand der Hunde rein äußerlich gut, manche dürften ruhig etwas weniger bekommen, aber das lässt sich in dieser Situation leider nicht genau dosieren.

Zum Beispiel die lustige kleine HOPIHE…

…oder der etwa 8 jährige RAZKA, der nicht nur total verfilzt, sondern auch definitv viel zu fett ist. Er liegt den lieben langen Tag entweder in der Hütte oder auch mal mitten im Zwinger herum, und stopft sich den Bauch voll. Zudem passt er sehr gut auf sein Futter auf. Was soll er als älterer Herr sonst auch machen?

Seit Oktober 2010 ist er im Tierheim. Er war ein Hütehund und wurde von Schäfern abgegeben, weil er nicht bellte. Sein schwarzes, dichtes, langes Fell benötigt Pflege. Er hat ein ruhiges Wesen, bellt fast nie, mit den Menschen ist er sehr freundlich und liebt es, gestreichelt zu werden.

Wir holen den alten Herrn mal aus dem Zwinger, und siehe da, er kann laufen. Ich bewaffne mich mit Kamm und Schere und es geht ihm an den Pelz.

Nach dieser Prozedur, die er äußerst geduldig über sich ergehen lässt, sieht er fast schon wieder wie ein feiner Hund aus. Jetzt noch mageres Futter und regelmäßige Spaziergänge…

Ähnliches hätte auch ANYA dringend nötig und verdient.

Auch bei ihr habe ich einige Filzplacken entfernt und ausgekämmt.

Mit diesen verfilzten Büscheln hatten dann die Junghunde noch ein bisschen Spass: An einem Büschel ziehen vier Junghunde: ZUKI, LUNA, ARVA und MARY-ANN.

MARY-ANN hat sich ein Teil ergattert

BURKUS, der mich allzu gerne aus dem Zwinger gebellt hätte, hat noch ein paar Haare davon an der Schnauze.

Ich könnte noch unendlich viel erzählen über die wunderbaren Hunde von Gheorgheni,
über ihre liebenswerten Eigenschaften, über ihr tristes Leben in den Zwingern und unsere Ideen wie man die Situation verbessern könnte, damit sie vielleicht alle so leben könnten, wie das kleine Hundemädchen PANDA, das auf dem Gelände noch Narrenfreiheit genießt. Sie mag etwa 10 Wochen alt sein.

Soviel Freiheit wünschen wir uns auch für die Noch-Kettenhunde:

zum Beispiel die kleine TÜCSÖK, was auf deutsch Grashüpfer bedeutet. Ihr Name ist Programm, nur leider kann sie sich nicht frei bewegen, sie ist angekettet, es ist kein Zwinger frei, in dem sie gut untergebracht wäre. Sie ist unglaublich zart und lieb und freut sich wie verrückt, wenn man in ihre Nähe kommt…

…oder der schon fast taube und blinde Schäferhund REX…

…oder der gemütliche NERO…

Nachdem wir an vier Tagen jeweils rund 8 Stunden im Tierheim unterwegs waren, haben wir alle rund 160 Hunde mindestens einmal gesehen, mit einigen gespielt, Leckerchen verteilt, mehrere Hunde mit Augentropfen gegen Konjunktivitis behandelt und die ersten neun möglichen Ausreisekandidaten mit Mikrochips versehen. Schlimme Beissereien, mit Parvo infizierte sterbende Welpen sind uns in diesen Tagen zum Glück erspart geblieben. So gesehen war alles ruhig, bis auf mehrere Mobbing-Attacken in einigen Zwingern. DAs funktioniert immer nach einem ähnlichen Schema. Zwei Hunde geraten aneinander, einer ist immer der Unterlegene, auf den sich alle anderen im Zwinger stürzen und mitmachen. Das versetzt das gesamt Tierheim so sehr in Aufruhr, dass es sogar in anderen Zwingern zu Beissereien kommen kann. Grund dafür kann die allgemeine räumliche Enge, Resourcenverteidigung, Langeweile oder sonstiger Frust sein. Leider enden diese Auseinandersetzungen immer mal wieder tödlich.

Im Juli und August werde ich wieder mit dem Auto in Rumänien unterwegs sein, dabei auch ein paar Tage in “unserem” Tierheim verbringen, und auf der Rückreise darf dann hoffentlich eine Hand voll Hunde mit uns ausreisen.

Bis dahin wollen wir vor allem Futter und andere wichtige Dinge sammeln, sowie Geld, um vor Ort Materialien für die Auslaufzäune besorgen zu können. Desweiteren sammeln wir Ideen und Verbesserungsvorschläge und natürlich liebevolle Pflege- und Endstellen für diese tollen Hunde!

Auf unseren Patenschafts- und Vermittlungsseiten werden als nächstes einzelne Hunde vorgestellt,
die sich über einen Paten für Futter und medizinische Versorgung freuen würden.

Ingrid Weidig und Barbara Hidding, 2. Juni 2012

Nachtrag vom 4. Juni 2012:

Die kleine Pretty (gerade mal 25 cm hoch), die am 25. 5. im Tierheim abgegeben wurde, ist tot gebissen worden. Sie war noch nichtmal ein Jahr alt, und wurde daher zu den anderen Junghunden gebracht. Die haben sich gegen die “Neue” zusammengeschlossen und sie getötet.
Ein sehr eindringlicher Vorfall, aus dieser verdammten Hexenküche aus Platzmangel und Überbelegung !!
Man möge bedenken, dass alle Hunde in diesem Zwinger zwischen 6 und 10 Monaten jung sind!

Gute Reise, kleine Pretty